„Value for money“ war das Motto des Tages, denn ein prall gefülltes Package wurde dem geneigten Musikfreund für knapp 20 Euro Eintritt geboten. Da kann man nicht meckern, vor allem da mit Bane und Comeback Kid zwei Bands aus der obersten Riege des Hardcore Punks den Balkensaal zum Beben brachten.
So ging es dann schon um kurz nach 19 Uhr los mit Canvas aus Großbritannien, die im noch spärlich gefüllten Saal einen absolut überzeugenden Gig ablieferten. Angesichts der engen Platzverhältnisse auf der Balkensaalbühne verlegte der Sänger seinen Aktionsradius kurzerhand in den Bereich vor der Bühne, höchstens einmal gestört von einem etwas überambitionierten Knipser. Es erschließt sich mir ja nicht wirklich, warum man während Konzerten die Künstler aus nächster Nähe volle Pulle ins Gesicht blitzen muss, also mir würde das wahnsinnig auf den Geist gehen. Die Konzerte von Bane und Comeback Kid später wurden daneben auch professionell aufgezeichnet, da war der Fotoeinsatz im Publikum insgesamt auch deutlich geringer, mancher hatte angesichts des Moshpits wohl etwas Angst um sein Equipment.
Apropos Moshpit: Es war erstaunlich ruhig im Exhaus, obwohl sich der Balkensaal stetig füllte und im Laufe des Abends richtig kuschelig voll wurde. Darunter zu leiden hatten vor allem Client und My Iron Lung, die vor einer weitestgehend unbeweglichen Menge agieren mussten, was vor allem den Sänger von My Iron Lung sichtlich verwirrte. Seine Animationsversuche blieben allerdings erfolglos und so richtig zufrieden wirkte er in der Folge nicht. Dabei hatten My Iron Lung einen insgesamt wirklich guten Auftritt hingelegt, an den Kaliforniern lag die gedämpfte Stimmung sicher nicht. Client aus Hannover hatten mich zuvor nicht so ganz überzeugt. Irgendwie packten mich die Songs überhaupt nicht und mit der Stimme des Sängers konnte ich nicht viel anfangen. Auch in Sachen Bühnenpräsenz ist da noch viel Luft nach oben. Zwischen den beiden Bands bekam noch der Poetry Slammer Trey the Ruler seine Bühne, so richtig hat sich mir seine Kunst aber nicht erschlossen.
Schlagartig besser wurde die Stimmung dann bei Bane, den Urgesteinen aus Worcester, Massachusetts. Seit 20 Jahren unterwegs merkte man ihnen die ungeheure Bühnenerfahrung an und Sänger Aaron Bedard, in dessen Gesicht mehr als 20 Jahre Hardcore Punk durchaus ihre Spuren hinterlassen haben, hatte die Meute im Griff. Mit dem letzten Album Don’t Wait Up kündigten Bane ihren Abschied an, doch auf der Bühne wirkten sie immer noch so frisch und energiegeladen wie eh und je. Für mich absolut die Gewinner des Abends, das war richtig gut.
Und dann kamen nach erfreulich kurzer Umbaupause Comeback Kid und es gab eine knappe Stunde richtig Vollgas. Kaum eine Atempause wurde gewährt, pure Kraft und Energie strömten von der Bühne direkt ins willige Publikum. Stagediving ist im Balkensaal aufgrund der niedrigen Bühne und den knapp über den Köpfen heimtückisch lauernden Balken ein eher schwieriges Unterfangen, aber der ein oder andere wagte sich dann in die Höhe. Spätestens bei Wake the Dead, dem traditionellen Abschluss, explodierte der Balkensaal dann so richtig, danach leerte sich der Saal erstaunlich schnell und zufriedene Menschen ergossen sich wieder auf die Straßen der Moselstadt. Sehr kompaktes, intensives Konzert der Kanadier und ein sehr gelungener Abschluss eines sehr lauten und schönen Abends.