Wenn die Dritte Wahl in meiner alten Heimatstadt ein kleines, muckeliges Clubkonzert spielt, darf ich natürlich nicht fehlen. Im Keller des ausverkauften Circus Maximus feierten die Rostocker ein rauschendes Fest und ließ begeisterte und schweißnasse Menschen zurück.
Es ist nun doch schon einige Jahre her, als ich die Punkrock-Urgesteine aus dem hohen Norden das erste Mal als Support von In Extremo in Trier sah und schon damals war ich sehr angetan. Seitdem habe ich die Dritte Wahl nicht mehr aus den Augen verloren, zu einem Konzertbesuch ist es aber irgendwie nicht gekommen. Doch diesmal führte kein Weg am Circus Maximus vorbei, vor dem sich schon früh Festivalatmosphäre auf dem Bürgersteig entwickelte. Es war keine Vorgruppe angekündigt und so legte man bereits pünktlich um 20 Uhr los, und viele Zuschauer verpassten so die ersten Takte von Geblitzdingst, dem Titeltrack der aktuellen Platte.
Geblitzdingst
Ich muss zugeben, dass ich mich mit dem vor einigen Wochen erschienenen Album zu Beginn etwas schwer tat, mittlerweile gefällt mir Geblitzdingst aber doch sehr gut. Die Platte hat einige echte Highlights zu bieten, die auch in Zukunft ihren festen Platz in der Setlist belegen dürften. Der Schatten, Der Spiegel und das zwar etwas ruhigere, aber dadurch besonders intensive Stillstehn kamen live hervorragend rüber und auch Songs wie Sirenen oder Geblitzdingst, die mir auf Platte nicht sonderlich gefallen, passten gut ins zweistündige Programm. Mit Fick den Scheiß kann ich mich allerdings immer noch nicht anfreunden. Aber ich will nicht meckern, geile Platte, bitte kaufen.
Circus Maximus
Im Circus Maximus war ich vor Urzeiten mal einen damals gar nicht mal so guten Burger essen (aber da scheint sich zumindest laut der Werbung etwas getan zu haben). Ein Konzert habe ich mir dort aber noch nicht angesehen und es ist schön zu sehen, dass dort seit einiger Zeit immer mehr interessante Liveveranstaltungen angeboten werden. Das tut der Musiklandschaft in Koblenz sehr gut. Der verwinkelte Keller bietet beste Voraussetzungen für heiße und enge Konzerte und war diesmal wahrlich prall gefüllt. Die baulichen Voraussetzungen für die Stagediver sind etwas schwierig, landet man doch nach wenigen Metern geradeaus an einer Wand oder an einem Balken. Biegt man rechtzeitig ab, kann man sich allerdings direkt vor die Theke tragen lassen. Apropos: Der Biernachschub war etwas schwierig. Zwar gaben sich die Jungs und Mädels hinter der Theke alle Mühe, doch die Wartezeiten waren teilweise enorm, vor allem als auch noch die Becher zu Neige gingen.
Die Großväter des deutschsprachigen Punkrocks
Nun ja, ganz so alt sind die Jungs der Dritten Wahl natürlich noch nicht, doch mittlerweile 27 Jahre Bühnenerfahrung merkt man dem live zum Quartett angewachsenen Trio durchaus an und man kokettierte immer wieder mit den vielen ins Land gegangenen Jahren. Souverän wurde sich durch die Bandhistorie gespielt und neben den zahlreich dargebotenen Titeln der aktuellen Scheibe gab es einen Ritt quer durch alle Alben. Tobias und Mainzer Straße vom Debüt Fasching in Bonn aus dem Jahr 1992, Klassiker wie Resolution der Kommunarden, Hash oder Greif ein wurden ebenso begeistert abgefeiert wie die neueren Stücke. Highlights für mich waren neben den genannten Songs Brot & Spiele, Und jetzt?, Zeit zu gehen sowie Fliegen, das dank eines treuen Chores minutenlang zelebriert wurde. Insgesamt ein absolut geiles Konzert einer tollen Liveband. Sollte man sich definitiv nicht entgehen lassen!