By

Es war ein Spiel voller Brisanz, als sich an einem schönen Samstagnachmittag (28.03.15) die Teams aus Babelsberg und vom BFC Dynamo zum ersten Mal seit langer Zeit wieder im Karl-Liebknecht-Stadion duellierten. Am Ende stand ein mageres 0:0 zu Buche und die Zuschauer sahen einen mäßigen Regionalligakick vor ansprechender Kulisse.

babelsberg 4

Viele hundert Kilometer entfernt trafen in Koblenz die gastgebende TuS und der 1. FC Saarbrücken aufeinander und versetzten Polizei und Ordnungskräfte in helle Aufregung. Wie man ein Duell mit Gefahrenpotenzial auch deutlich entspannter über die Bühne bringen kann, zeigte das Risikospiel in Babelsberg, wo die beiden Fangruppen nicht nur politisch Welten trennen. Schon am Babelsberger Bahnhof war die Polizei zwar deutlich präsent, hielt sich aber im Hintergrund. Man hatte das Gefühl, dass man dort das Wort ‚Deeskalation‘ nicht nur in irgendeiner Powerpoint-Präsi gesehen hat, sondern dieses Prinzip wirklich umsetzen wollte. Die Fangruppen wurden konsequent getrennt und so stand einem entspannten Marsch ins etwa einen Kilometer entfernte Karl-Liebknecht-Stadion nichts im Wege.

babelsberg 7An Babelsberg habe ich persönlich nur gute Erinnerungen. In der wunderschönen Drittligasaison meiner TuS haben wir dort einen Überraschungssieg einfahren können, aber was besonders im Gedächtnis blieb, war die Gastfreundschaft und das schöne kleine Oldschool-Stadion, wo man noch so richtig nah dran ist am Spielgeschehen. Daran hat sich auch einige Jahre später nichts geändert. Wenn es mich nach Berlin oder Umgebung verschlagen würde, wäre Babelsberg 03 wahrscheinlich der Verein meiner Wahl. Nette Leute wo man auch hinguckt, solider Punkrock aus den Bose-Boxen, Astra vom Fass zu vieltrinkerfreundlichen Preisen, was will man mehr. Auch das Essensangebot war vielfältig, neben den Stadionklassikern gab es sogar vegane Linsensuppe. Ein echter Hingucker sind die einklappbaren Flutlichtmasten, ein Kompromiss, um den Kulturerbestatus Potsdams nicht zu gefährden und die Stadtsilhouette nicht zu stören.

Die Stimmung im mit 3.811 Zuschauern für Regionalligaverhältnisse ordentlich gefüllten Stadion war gut, auch wenn ich vor allem aus dem Heimblock mehr erwartet hätte. Vielleicht konzentrierte man sich dort schon verstärkt auf das bevorstehende Pokalspiel gegen Energie Cottbus in der kommenden Woche, was letztendlich wegen des Sturms abgesagt wurde. BFC Dynamo war wie erwartet mit einem ordentlichen Mob angereist, der Gästeblock war prall gefüllt und geboten wurde klassischer Support der alten Schule. Brachiale Schlachtrufe, ein paar prägnante Gesänge und insgesamt ein solider Pöbelsupport ohne nervige Schalala-Ultra-Gesangseinlagen. Von der Lautstärke her war Dynamo deutlich Herr im Haus, auch wenn mir die Fanszene aus Babelsberg insgesamt wesentlich näher steht. In der zweiten Hälfte gab es dann auch noch das erwartete Feuerwerk im Gästeblock zu sehen. Farbiger Rauch und ein paar Silvesterraketen führten zu einer kurzen Unterbrechung des Spiels, für sonderlich viel Hektik bei den Ordnungskräften sorgte das aber nicht. Was wäre da auf dem Oberwerth los gewesen…

babelsberg 8

Zum Spiel an sich muss man nicht viel schreiben. Zu Beginn war der BFC vor allem körperlich präsenter, dann schafften es die Gastgeber, etwas mehr Spielanteile zu erobern. Ein paar kleinere Chancen gab es auch, aber am Ende war das 0:0 ein standesgemäßes Ergebnis. Highlight war eine extrem dämliche rote Karte für den Babelsberger Prochnow, der sich erst Gelb und wenige Minuten später wegen Handspiels im Mittelfeld die gelb-rote-Karte abholte. Viel konnte der BFC aus der personellen Überlegenheit aber nicht machen.

Trotz der Magerkost in Sachen Tore hat sich der Trip nach Babelsberg voll und ganz gelohnt. Ein echtes Wohlfühlstadion mit vielen richtigen Typen, mit denen man gleich ins Gespräch kommt und sich kein bisschen fremd fühlt. Im Karl-Liebknecht-Stadion war ich sicher nicht zum letzten Mal, auch wenn es mit der TuS wahrscheinlich so schnell kein Duell mehr geben wird…

About the Author

 

Leave a Reply