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Mecklenburg-Vorpommern entwickelt sich immer mehr zum Epizentrum des deutschsprachigen Punkrocks. Mit Feine Sahne Fischfilet und Dritte Wahl haben gleich zwei Bands aus der näheren Umgebung von Rostock innerhalb einer Woche neue Alben vorgelegt, mit The Flexfitz haben Feine Sahne Fischfilet gleich noch eine Band aus Rostock zum ausverkauften Tourauftakt mit ins Gebäude 9 nach Köln genommen. Es sollte ein grandioser Abend mit zwei tollen Bands und einem euphorischen Publikum werden.

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Kaum einer Band gönne ich den derzeitigen Erfolg so sehr wie Feine Sahne Fischfilet. Das aktuelle Album Bleiben oder Gehen erhält begeisterte Kritiken, die Tournee ist größtenteils ausverkauft. Das Medienecho war enorm, sogar die Online-Ausgabe der Klatschzeitung Gala widmete der Band einen Artikel. Aufmerksamkeit findet Feine Sahne Fischfilet darüber hinaus weiterhin beim Verfassungsschutz, dem es sogar nicht zu peinlich war, einzelne Veranstalter vor den Auftritten der bösen Verfassungsfeinde zu warnen und diese zur Absage zu drängen. Bis auf einzelne Schwierigkeiten beim Finden einer Location für die Release-Party zum Glück vergeblich. Nach dem Auftritt als Support der Broilers in Trier habe ich mich sehr darauf gefreut, die Jungs mal im kleinen intimen Rahmen einer Clubshow sehen zu können.

Mit Bleiben oder Gehen ist Feine Sahne Fischfilet tatsächlich ein großer Schritt nach vorne gelungen. Zwar gehört das vor zwei Jahren erschienene Scheitern & Verstehen immer noch zu meinen Lieblingsalben, doch Bleiben oder Gehen entwickelt den Sound der Band konsequent weiter und weist kaum Schwächen auf. All Killer, no Filler! Insgesamt klingt das neue Album zwar immer noch wütend, aber nachdenklicher als die Vorgänger, die Texte wirken wie die Band selbst authentisch und treffen in ihren besten Momenten direkt ins Mark.

Musikalisch sind die Bläser noch besser eingebunden als zuvor und überhaupt hat man sich auch an den Instrumenten konsequent weiterentwickelt. Kurz und knapp: Topalbum und absolute Kaufempfehlung! Doch schafft es die Band, die neuen Stücke auch live angemessen zu präsentieren?

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Das Gebäude 9 ist ein kleiner aber feiner Club in einem ehemaligen Fabrikgelände in Köln-Deutz. Neben dem Konzertraum gibt es einen kleinen Kneipenbereich mit ordentlich lauter Beschallung, in dem es schnell muckelig eng wurde. Den Abend eröffneten mit The Flexfitz eine junge Punkband aus Rostock, deren Album Abschied von der Illusion mir schon im Vorfeld sehr positiv aufgefallen war. Sehr wütend und rotzig wurden tolle Songs wie Rassistenschweine, Anti-Homophobia, Augen Auf oder Cops auf die Bühne gebracht.

Unterstützt wurde die Band dabei von FSF-Sänger Monchi, der zwar nicht zum Mikro griff, die Band aber immer wieder mit Schnaps versorgte. Am Ende gab es als kleine Zugabe noch den wohl bekanntesten Song zu hören, die Fußball-Hymne Kein Punkt für Deutschland wurde begeistert mitgesungen. Starke Leistung von The Flexfitz, das machte Lust auf mehr!

fsf06Den Auftritt von Feine Sahne Fischfilet muss man gar nicht in seine Einzelteile zerlegen. Ein Auftritt wie aus einem Guss vor einer enthusiastischen Anhängerschaft, die das Gebäude 9 in einen Hexenkessel mit Saunatemperaturen verwandelte. Neben Gassenhauern wie Geschichten aus Jarmen oder Komplett im Arsch passten sich auch die neuen Stücke perfekt ein und die Meute erwies sich schon als erstaunlich textsicher. Nachdenklichere Stücke wie Warten auf das Meer oder Ruhe erwiesen sich als absolut livetauglich und taten der Partyatmosphäre keinen Abbruch. Mein persönlicher Favorit Solange es brennt ist live ein echter Kracher, aber kein Song fiel irgendwie ab.

Als nach 90 Minuten das Ende gekommen war und man mit Weit Hinaus noch einmal auf die Freundschaft angestoßen hatte, sah man in viele glückliche und erschöpfte Gesichter und manchmal etwas Bedauern, dass es nicht noch ein paar Lieder weitergegangen war.

fsf08So ging es zurück in den Kneipenraum, wo man gleich angemessen von Pascow aus den Boxen empfangen wurde. Da fühlt man sich ja direkt richtig wohl! Als der erste Andrang abgeebbt war, habe ich mich dann noch mit etwas Merchandising eingedeckt und so wanderte die schöne Vinyl von Bleiben oder Gehen, die CD von The Flexfitz (leider noch kein Vinyl, aber das soll sich ja bald ändern) und das Lothar König Solishirt über den Tresen (wer nicht weiß, worum es geht, kann sich hier ein Interview mit Lothar durchlesen). Insgesamt also ein auf allen Ebenen erfolgreicher Abend mit zwei großartigen Bands und vielen tollen Menschen!

Weitere Konzertberichte gibt es hier.

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