Das Filmjahr 2014

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Es lag wohl an der Fußball-WM, denn insgesamt habe ich im Jahr 2014 doch einige Filme weniger gesehen als noch 2013. Waren es im Vorjahr insgesamt 105 Filme mit knapp 187 Stunden Laufzeit, so schaffte ich 2014 lediglich 90 Filme bzw. 167 Stunden. Insgesamt war ich etwas enttäuscht. Zwar gab es zweifellos einige Highlights, doch ebenso eine recht große Anzahl an Filmen, von denen ich mir mehr erwartet hatte. Mein Film des Jahres gehörte auf jeden Fall nicht zu den großen Blockbustern.

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Etwas Statistik

Da ich wieder alle Filme bei Letterboxd geloggt habe, kann man das Jahr auch statistisch noch einmal gut Revue passieren lassen. 36 der 90 Filme habe ich dabei mindestens vier von maximal fünf Sternen gegeben, eine Quote von 40% und etwas weniger als 2013. Vor allem an der Spitze gibt es Unterschiede, denn nur drei Filme (darunter mit Showtime, Storytime von Nightwish auch eine Konzertaufnahme) erhielten die Höchstpunktzahl. Neben dem Rewatch von Brügge sehen und sterben bleibt also nur ein aktueller Film: Her von Spike Jonze (s.u.). 2013 erreichten immerhin neun Filme fünf Sterne, man erkennt deutlich, dass mir die echten Highlights im vergangenen Jahr einfach gefehlt haben. Allerdings haben auch nur fünf Filme zwei Sterne oder weniger bekommen (im Vorjahr noch zehn), ich scheine also mehr Durchschnitt als echten Müll geguckt zu haben.
Zur Ehrenrettung des Jahres 2014 sei allerdings auch gesagt, dass ich ein paar mögliche Highlights schlicht und ergreifend verpasst habe. Gone Girl, Boyhood und The Grand Budapest Hotel stehen auf alle Fälle noch auf der Watchlist!

Die Top 3

1. Her

Mein Film des Jahres. Die Geschichte eines Mannes, der sich in sein Betriebssystem verliebt, ist herzerwärmend, modern und von Spike Jonze wundervoll erzählt. Hier geht es zu meiner Besprechung.

2. Nightcrawler

Ein genialer Düsterthriller mit verstörender Medienkritik und einem überragenden Jake Gyllenhaal. Auch zu Nightcrawler gibt es eine ausführliche Kritik von mir.

3. Guardians of the Galaxy

Nicht umsonst einer der großen Erfolge des vergangenen Jahres! Im Rahmen des großen Booms der Marvelverfilmungen, wo mittlerweile ja kaum ein halbstarker Superheld ohne einen Auftritt auf der großen Leinwand auszukommen scheint, ist GotG erfrischend anders. Helden von der Lümmelbank, darunter ein sehr von sich selbst überzeugter Dieb, ein waffengeiler Waschbär und ein sprechender Baum, da kann ja nichts schiefgehen! Beste Unterhaltung auch durch einen großartigen 70er/80er-Jahre-Soundtrack, da kann man sich schon sehr auf die unvermeidliche Fortsetzung freuen.

Hier geht es zur Top-Ten!

Die Flop 3

1. Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück

Ich ahnte ja schon, was da auf mich zukommen sollte, aber etwas Überredungskunst und Simon Pegg in der Hauptrolle haben mich dann doch ins Kino getrieben. Ein furchtbarer Fehler. Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück ist ein pseudophilosophisches Machwerk mit extremem Klebrigkeitsfaktor und voller übler Klischees vor allem über das Leben in Afrika und Asien. Wenn das ein Feelgoodmovie sein soll, war ich danach voller Wut! Hier geht es zum Verriss.

2. Bad Grandpa

Die Jackass-Jungs mag ich eigentlich schon ganz gerne und ich habe nun wirklich kein Problem mit Ekel und Grenzüberschreitungen. Bad Grandpa ist allerdings eine krude Mischung aus Spielfilm mit einer lustlosen Rahmenhandlung und einigen der schlechtesten Scherze, den die Bande bislang produziert hat. Diesmal leiden nämlich weniger die Hauptdarsteller, sondern die Gags werden fast ausschließlich auf Kosten Unbeteiligter gemacht. Auf eins der wenigen Highlights muss man bis zum Ende warten, die Kinder-Misswahl ist wahrlich grotesk und bietet sogar so etwas wie Gesellschaftskritik.

3. Sharknado 2

Man glaubt es kaum, aber selbst ein Trashfilm wie Sharknado kann einen enttäuschen. Denn der anarchische Charme des überraschend erfolgreichen Erstlings wird bei der schnell nachgeschobenen Fortsetzung bei Weitem nicht erreicht.

Megaflop: Die Mannschaft

Nach dem Gewinn des WM-Titels eigentlich ein Selbstläufer, aber der hauptverantwortliche DFB hat es eindrucksvoll geschafft, die filmische Umsetzung eines der größten Triumphe einer deutschen Fußballnationalmannschaft fulminant in den Sand zu setzen. In Die Mannschaft stimmt gar nichts. Das DFB-Kamerateam ist zwar mitten im Camp, liefert aber nur belangloses Bildmaterial. Wir erfahren nichts über das Innenleben der durchaus sympathischen Mannschaft, nichts über das kontrovers diskutierte WM-Turnier in Brasilien und nichts über die teilweise grandiosen Spiele. Man bekommt unkommentiert noch einmal die Tore vorgesetzt, das allein soll wohl reichen, ein wohliges Gefühl der Erinnerung wachzurufen. Ansonsten fährt man viel mit dem Bus herum, macht ein wenig Spökes und Olli Bierhoff kann sich als heimlicher Chefstratege des WM-Titels in Szene setzen. Saulangweilig, unnötig und angesichts vieler guter vergleichbarer Dokumentationen ein absolutes Desaster. Vielleicht hätte man doch Filmemacher statt Werbefuzzis an die Umsetzung lassen sollen.

Hier geht es zur Flop Ten!

Sind Serien das bessere Kino?

So enttäuschend das Filmjahr im Endeffekt war, so stark präsentierten sich die TV-Serien und untermauerten ihren exzellenten Ruf. Stetig wachsende Budgets, Stars, die Fernsehen nicht mehr als Abstieg begreifen und viele gute Ideen machten 2014 zu einem herausragenden Jahr für Serien.

Für mich war True Detective das absolute Serienhighlight des Jahres, auch wenn sich der düstere Südstaatenkrimi von Nic Pizzolatto bei den Golden Globes Fargo geschlagen geben musste. Atmosphärisch dicht, gewieft erzählt und mit Woody Harrelson und Matthew McConaughey fantastisch besetzt ist die in sich abgeschlossene erste Staffel wahrlich eine echte Alternative zum Kinoformat. Man darf auf die zweite Staffel mit Colin Farrell, Vince Vaughn und Rachel McAdams mehr als gespannt sein.

Zu den Zündern des Serienbooms gehört sicherlich Game of Thrones. Im letzten Jahr bewies die vierte Staffel eindrucksvoll, dass in Westeros ganz großes Kino im TV-Format geboten wird und man kann es kaum erwarten, bis die Serie in diesem Jahr in die fünfte Runde geht.

Eine echte Entdeckung am Jahresende war The Knick über ein Krankenhaus in New York am Beginn des 20. Jahrhunderts. Unter der Regie von Steven Soderbergh und mit Clive Owen in der Hauptrolle bezeugt erprobtes Hollywoodpersonal den hohen Anspruch, wobei vor allem die Ausstattung herausragt. Bei den Operationsszenen manchmal etwas eklig, entwickelt sich eine spannende Geschichte in einem Krankenhaus an der Schwelle zur Moderne.

Ausblick 2015

Es besteht berechtigte Hoffnung, dass das Filmjahr 2015 einen deutlichen Aufwärtstrend zeigen wird. Zumindest gibt es eine ganze Reihe von Filmen, auf die ich mich sehr freue. Bereits in zwei Wochen startet mit Birdman von Alejandro González Iñárritu mit Michael Keaton, Zach Galifianakis und Emma Stone einer der großen Oscarfavoriten und der Trailer hat mir richtig gut gefallen.

Unter den großen Blockbustern dürfte Teil 2 der Avengers bereits eine Spitzenposition gebucht haben. Age of Ultron scheint etwas düsterer zu werden, man darf gespannt sein. Im Bereich Science-Fiction fiebere ich aber sehr Chappie entgegen, der neue Film des südafrikanischen Regisseurs Neill Blomkamp. Selbst wenn Elysium die hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen konnte, die District 9 geweckt hatte, scheint Chappie wieder ein echtes Highlight zu werden!

Mit The Hateful Eight kommt Ende des Jahres der neue Tarantino in die Kinos, außerdem ein neuer Bond, der Abschluss der Tribute von Panem-Reihe und natürlich ein neues Kapitel der Star Wars-Saga; die Kassen dürften klingeln. Und vielleicht überraschen ja sogar Jurassic Park 4 oder Mad Max: Fury Road. Ein spannendes Filmjahr liegt vor uns!

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