20 Jahre Broilers, ISS Dome Düsseldorf, 19. Dezember 2014
Die Broilers habe ich bislang ausschließlich in Städten mit ‚D‘ gesehen. Nach Düsseldorf, Dortmund und Dresden zog es mich nun wieder nach Düsseldorf. Denn wo außer in ihre Heimatstadt sollte eine zünftige Geburtstagssause zum 20-jährigen besser gefeiert werden als in der Altbiermetropole? An zwei Abenden spielte man also in der 12.500 Zuschauer fassenden Eishockeyhalle, und nachdem die Karten für den Samstag ratzfatz vergriffen waren, wurde der ISS Dome auch am Freitag ordentlich vollgemacht. Als Verstärkung hatte man 4 Promille und die Misfits im Gepäck und es wurde wie zu erwarten war ein rauschendes Fest.
Vom üblichen Nachmittagsstau um Köln blieben wir zum Glück verschont und so blieb noch Zeit, uns mit ein paar Wildspezialitäten in Hauck’s Grill-Restaurant zu versorgen. Der ISS Dome wirkt von außen wenig einladend, bot im Inneren aber alle Annehmlichkeiten einer modernen Multifunktionsarena. Festzuhalten bleibt, dass der Biernachschub (es gab Schlösser Alt und Jever zu happigen 5 Euro für den halben Liter) deutlich besser organisiert war als beispielsweise in der Dortmunder Westfalenhalle. Allerdings gab es auch einen typischen TuS Koblenz-Moment, denn wie im Stadion Oberwerth in der zweiten Halbzeit wurde auch hier noch während des Auftritts der Broilers der Bierstand unserer Wahl geschlossen.
Womit wir quasi schon beim Thema wären, denn pünktlich eröffneten 4 Promille den Abend. Mit den Broilers seit Urzeiten befreundet, boten die Düsseldorfer in der zu diesem Zeitpunkt erst spärlich gefüllten Halle einen soliden Old-School-Punkauftritt, der standesgemäß mit Alte Schule begann und mit der Hymne Ich werd mich ändern beschlossen wurde. Danach kletterten die Misfits auf die Bühne, die außer dem großen Namen nur noch wenig von der alten Klasse zu bieten haben. Man versteht schnell, warum die ehemaligen Bandkollegen es dem einzig verbliebenen Urmitglied Jerry Only gerichtlich verbieten lassen wollten, den Namen Misfits zu verwenden. Leider vergeblich und so war es eher traurig mit anzusehen, wie sich die lustig maskierten Herren abmühten. Das alles ging in einem grausamen Soundmatsch unter und nur mit Glück konnte man Kracher wie Die, Die My Darling überhaupt identifizieren.
Doch auch das war irgendwann überstanden und die mittlerweile gut gefüllte Halle freute sich auf den Auftritt der Broilers, die zurecht als einer der besten Liveacts des Landes gelten. Was war das denn da links und rechts an der Bühne? Tatsächlich hatte man diesmal in Leinwände investiert, wodurch man auch am anderen Ende der Halle dem Bühnengeschehen folgen konnte. Gut gemacht! Weniger gut war allerdings der Sound, der von Lied zu Lied irgendwie immer schlechter zu werden schien.
Kaum etwas auszusetzen gab es dagegen an der Setlist und der Performance der Band. Dem Anlass angemessen fanden auch einige Stücke den Weg ins Programm, die man schon länger nicht gehört hatte und von Blaue Auster vom ersten Album bis zu den Stücken des recht poppigen Noir-Albums wurde ein guter Querschnitt durch die Karriere der letzten zwei Dekaden gezogen. Als Gast begleitete Thees Uhlmann die Band bei zwei Stücken (dem Springsteen-Cover Atlantic City sowie In ein paar Jahren), ansonsten gab es wenig Überraschendes. Die Broilers machten das, was sie am besten können und verströmen auch nach vielen Monaten auf Tour immer noch eine unbändige Energie und Spielfreude. Mit längeren Ansagen hielt sich Sammy diesmal zurück, wobei ein knackiges Statement gegen die Pegida-Spacken vor Ich will hier nicht sein nicht fehlen durfte. Mit dem Evergreen Blume endete ein gutes Konzert, das sich durch eine sehr abwechslungsreiche Songauswahl auszeichnete, aber doch stark unter dem schlechten Sound zu leiden hatte.
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