Es gibt für Bierfreunde kaum etwas beeindruckenderes als ein Getränkemarkt in Süddeutschland. Eine Vielfalt an Bieren verschlägt den Bewohnern der Bierdiaspora den Atem, und schnell habe auch ich es verflucht, nur mit einem kleinen Trolley die Reise nach Augsburg angetreten zu haben. Über meine Verkostungen vor Ort habe ich ja an anderer Stelle (und hier) schon kurz berichtet, drei Kellerbiere habe ich dann aber doch mit in die Heimat genommen. Zwar sagt man ja, dass der gute Urlaubswein, der in der Sonne des Mittelmeers so vorzüglich gemundet hat, in der kühlen Heimat schlagartig seinen Reiz verliert. Für das Bier scheint diese Regel aber nicht zu gelten.
Kellerbiere
Kellerbiere, oft auch Zwickel genannt, sind unfiltrierte Biere, deren Name auf die unmittelbare Entnahme aus dem Braukessel über einen kleinen Hahn, eben dem Zwickel, hindeutet. Heute sind es nicht mehr allein Proben aus dem Kessel, Kellerbiere sind (nicht nur) in Süddeutschland weit verbreitet. Es handelt sich in der Regel um helle, untergärige Biere, aber gelegentlich begegnet einem auch einmal ein Kellerweizen. Es wird üblicherweise direkt nach der Gärung abgefüllt, ohne einen Reifeprozess durchzumachen und gefiltert zu werden. Dadurch hat es auch einen geringeren Kohlensäuregehalt und gilt als verträglicher.
Mönchshof Naturtrübes Kellerbier
In Kulmbach ist man stolz auf die lange Brautradition, die bis ins Jahr 1349 zurückreicht. Vom Pils über ein klassisches Helles bis zu einem Bock und einem Schwarzbier reicht die umfangreiche Palette an Brauspezialitäten. Ich habe mich für „Deutschlands meistgetrunkenes Kellerbier“ entschieden. Es schlägt mit 5,4 % Alkohol zu Buche und im Glas breitet sich das Bier mit einer kräftigen Bernsteinfarbe aus. Der Schaum ist etwas dünn und der angekündigte „angenehm milde“ Geschmack könnte für meinen Geschmack etwas kräftiger sein. So ist das Mönchshof durchaus süffig, überzeugt aber trotz einer ureigenen Würze im Abgang nur bedingt.
Keiler Kellerbier
Nachdem die bereits im frühen 19. Jahrhundert in Lohr am Main gegründete Lohrer Brauerei im Jahr 2001 an die Würzburger Hofbräu überging, wird das Bier als Keiler Bier vertrieben. Das Keiler Kellerbier wird in der Bügelflasche verkauft und als erstes fällt die tief dunkle Farbe des naturtrüben Biers auf. Wie das Mönchshof kommt es mit 5,4 % Alkohol daher. Geschmacklich wirkt es nicht richtig ausgereift, vor allem der Abgang hat eine etwas seifige Note. Das macht es weniger süffig als das Mönchshof Kellerbier, das im Vergleich besser abgeschnitten hat.
Freiherr von Zech Kellerbier
Die unter dem Namen „Freiherr von Zech“ vermarkteten Biere berufen sich auf eine 250 Jahre alte Tradition. Die Wette des namengebenden Freiherrn mit einem Wirt, dass er besseres Bier brauen könne als dieser selbst, soll Grundlage für eine lange Brautradition gewesen sein. Im Jahr 2001 übernahm die Brauerei Schimpfle die in Deubach im Landkreis Augsburg ansässigen Zech-Stuben. Angeboten werden heute ein Kellerbier, ein helleres, unfiltriertes Gold-Zwickl, ein helles Premiumbier, ein Weizen und ein Pils. Das Kellerbier hat eine nicht ganz so intensive Farbe wie das Keiler, in der Nase wirkt es aber gleich deutlich intensiver. Dieser Eindruck bestätigt sich am Gaumen. Zwar wirkt es sehr weich, süffig und harmonisch, setzt aber markante Akzente, die auch im Abgang noch längere Zeit nachwirken. Mit 5,2 % Alkohol ist es minimal leichter als die beiden anderen getesteten Kellerbiere, dem Geschmack tut dies aber keinen Abbruch. Bei der Stammwürze liegen die drei Biere im gleichen Bereich um 12,5 %.
Der Sieger des kleinen Kellerbiertests steht somit fest, das „Freiherr von Zech“ Kellerbier hat seine Konkurrenten klar hinter sich gelassen. Dahinter würde ich das Mönchshof einordnen, das Schwächste der drei Biere war meiner Meinung nach der Keiler.