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Die deutsche Bierkultur ist selbst für Einheimische alles andere als leicht zu durchschauen, wie schwer muss dies erst für einen Amerikaner sein? Matt Sweetwood wagt den Versuch und scheitert, das allerdings auf durchaus unterhaltsame Art und Weise.

beerland

Abbildung: Movienet Film GmbH

Es beginnt mit einem Desaster. Der in Deutschland lebende Amerikaner Matt Sweetwood nutzt einen Besuch der Eltern, diesen das größte Bierfest der Welt zu zeigen, nicht ahnend, dass man hierfür einen Platz im Zelt reservieren muss und das ganze Oktoberfest mit Bierkultur wahrscheinlich soviel zu tun hat wie Helene Fischer mit Punkrock. Ein Rummel und kollektives Besäufnis, wenn man denn herausgefunden hat, wo man den überteuerten Gerstensaft bekommt. Doch Sweetwoods Ehrgeiz ist geweckt und er macht sich auf die Suche nach dem, was er für typisch deutsche Bierkultur hält. Er stürzt sich in den Kölner Karneval, kommt der rheinischen Feierkultur dabei aber näher als den Eigenheiten des Kölsch. Im bayerischen Dorfen besucht er die Aufführung eines Dorftheaterstücks, das einen historischen „Bierkrieg“ zum Thema hat. In Franken erkennt er die große Vielfalt und extreme Brauereiendichte und erhält Einblick in den Brauprozess. In Berlin wird er mit den ausländerfeindlichen Ressentiments unsympathischer Eckkneipenbesucher konfrontiert. In Niedersachsen tritt er der Wildesheimer Schützengilde bei und ist weit davon entfernt zu verstehen, was da alles um ihn herum vor sich geht. Er bricht sich im Bierrausch sogar das Schlüsselbein, mehr Einsatz kann man für einen Dokumentarfilm kaum erwarten. Mittendrin statt nur dabei.

Das Ergebnis von Sweetwoods Recherchen überrascht hierzulande wahrscheinlich niemanden, für einen Außenstehenden ist die deutsche Bierwelt aber ein Kuriositätenkabinett sondergleichen. Die Suche nach einer einheitlichen deutschen Bierkultur ist zum Scheitern verurteilt und so hangelt sich der neugierige Filmer an Ritualen wie dem Anstoßen entlang, übersieht dagegen aber zum Beispiel die Bedeutung des Reinheitsgebots nahezu vollständig. Doch Beerland ist trotz aller Schwächen durchaus unterhaltsam und man nimmt Sweetwood seine Begeisterung für das Bier voll und ganz ab. Für Bierfreunde und sonstige Neugierige ist der Film absolut sehenswert!

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