Die Besuche im schönen Augsburg sind dank der Gastfreundschaft meiner Augsburger Freunde mittlerweile ein lieb gewordenes Ritual geworden. Nachdem das letzte Mal die knapp bemessene Zeit nicht für einen vollständigen Besuch der dortigen Biergärten ausreichte, sollte dies nun nachgeholt werden. Doch der Sommer zeigte sich in Schwaben wechselhaft und so wurden aus einigen Biergärten letztendlich Wirtshäuser – nicht die schlechteste Alternative. Doch in diesem Jahr sollte neben dem obligatorischen Fußballspiel auch etwas Kultur auf dem Programm stehen und so ergab sich ein abwechslungsreiches Programm, das nach Fortsetzung ruft!
Das Touriprogramm
Augsburg ist eine ausgesprochen schöne Stadt mit einer wunderbaren mittelalterlichen Altstadt, deren verwinkelte Straßenzüge mich auch nach mittlerweile vier Besuchen immer noch verwirren. Nachdem ich vor einigen Jahren auf einer Tagung bereits die obligatorische Stadtführung und einen Besuch in der berühmten Fuggerei unternommen hatte, sollten nun noch einige Lücken geschlossen werden.
Absolut empfohlen werden kann der Aufstieg auf den Perlachturm direkt neben dem prachtvollen Rathaus, von dem aus man bei schönem Wetter bis zu den Alpen blicken kann und der einem einen genialen Überblick über die Stadt verschafft. Ebenso lohnenswert ist ein Besuch der Basilika St. Ulrich und Afra, einem sehr schönen Kirchenbau aus dem 15. Jahrhundert, in dem die Gebeine der Heiligen Ulrich, Afra und Simpertus aufbewahrt werden. Der Spaziergang führt weiter durch die historische Altstadt, die malerisch von Kanälen durchzogen ist, über die unzählige kleine Brücken führen. Unser Ziel war das Rote Tor, ein altes, sehr schön restauriertes Stadttor, das Teil der alten Wallanlage ist und von zwei Wassertürmen flankiert wird. Nach einem Erfrischungs-Guinness im Murdock’s (s.u.) war das Museum der Augsburger Puppenkiste unsere nächste Station und wir waren sehr begeistert!
Die Augsburger Puppenkiste
Kaum etwas verbindet man so eng mit Augsburg wie die legendäre Augsburger Puppenkiste, die unzählige Generationen mit phantasievollen Geschichten und liebevoll gestalteten Marionetten erfreut hat. Die Puppenkiste selbst befand sich zum Zeitpunkt des Besuchs in der Sommerpause, doch das Museum hatte geöffnet. Und was sich dort offenbarte, war nichts weniger als die Reise in die eigene Kindheit. Das kleine, aber ungemein liebevoll gestaltete Museum präsentiert alle Stars, die mich durch meine frühesten Jahre begleitet haben: Jim Knopf, Kalle Wirsch, das Urmel, Schlupp vom grünen Stern oder die Blechbüchsenarmee: Kleine und größere Schaukästen und Installationen erwecken die Figuren zum Leben und aus der Nähe sieht man, mit welcher Detailversessenheit die Schöpfer hier am Werk waren. Ein Pflichtbesuch für große und kleine Fans!
Spitalgasse 15
Ein echtes Traditionsderby
Schwaben Augsburg gegen TSV Haunstetten in der Bezirksliga – Das hört sich nicht unbedingt nach einem echten Fußballleckerbissen an, ist allerdings ein echtes Derby mit großer Tradition. Die Gastgeber, 1847 gegründet (Fußball gespielt wird seit 1907) trafen auch den direkten Stadtteilnachbarn aus Haunstetten, der ebenfalls eine Tradition seit 1892 (Fußball seit 1920) vorzuweisen hat. Gespielt wurde im Ernst-Lehner-Stadion, einer Breitensportanlage, die 5.000 Zuschauern Platz bietet und die inmitten eines großen Sportparks liegt, auf den man in Koblenz und Trier nur voller Neid blicken kann. Zahlreiche Rasenplätze in sehr gutem Zustand bieten perfekte Trainings- und Spielmöglichkeiten, kaum zu glauben, dass es im Augsburger Norden noch eine vergleichbare Anlage gibt. Das Spiel war durchaus spannend und kurzweilig, am Ende setzten sich die Gäste aus Haunstetten knapp aber durchaus verdient mit 2:1 durch. Chancen gab es im Minutentakt, doch die Chancenverwertung ließ auf beiden Seiten stark zu wünschen übrig. Zu trinken gab es auf der schicken Tribüne Hasenbräu Urhell, von dem mir mein kundiger Begleiter vehement abgeraten hatte. Im Plastikbecher konnte es tatsächlich nicht überzeugen, aber im Vergleich zur Eifelbrause auf dem Oberwerth war es immer noch ein Quantensprung.
Die Biergärten
An einigen der bereits im letzten Jahr besuchten Biergärten konnte ich auch dieses Mal nicht vorbeigehen, doch es gibt einige Neuentdeckungen vorzustellen!
Wiederholungsbesuch:
Saßen wir das letzte Mal noch im gemütlichen Hinterhof-Biergarten, so war es diesmal doch etwas schattig und wir ließen uns im Innenraum nieder. Auffallend war die angenehme Musikbeschallung und so konnten wir bei Riegele Kellerbier und ‚Aechtem Dunkel‘ feinstem 70er-Rock lauschen und die aktuelle Titanic-Ausgabe durchblättern. Das sehr nette und aufmerksame Personal hatte gleich noch einen guten Tipp auf Lager und empfahl den hauseigenen Burger aus medium gebratenem Rindfleisch mit selbst gebackenen Burgerbrötchen. Ich bin bei Restaurantburgern ja angesichts vieler Enttäuschungen sehr skeptisch, doch hier war ich wirklich begeistert. Das feste und wohlschmeckende Brötchen machte es zwar praktisch unmöglich, das Monster im Ganzen aus der Hand zu bezwingen, aber geschmacklich war der Burger top! Super Laden, da gehe ich beim nächsten Mal sicher wieder hin!
Bäckergasse 23
Nicht weit vom Annapam entfernt bietet das Thing seit den berühmt-berüchtigten 70er Jahren eine gemütliche Atmosphäre und einen herrlichen Biergarten unter hohen Bäumen. Auch hier wird Riegele gereicht und den Biergarten hatten wir fast für uns allein, da sich in der Gaststätte schon die Anhänger des FC Augsburg versammelt hatten, um einen wenig erfreulichen Pokalabend zu verleben.
Vorderer Lech 45
Der Thorbräu Keller ist schon von seiner Inneneinrichtung her einmalig. Wenn schon Klischee, dann aber mit Schwung! Alles aus Holz, die Wände vollständig mit Geweihen und Jagdutensilien behangen. Muss man mögen, ist aber wirklich urig. Am ersten Tag gab es einen kleinen Kulturschock. Es war noch nicht angezapft und das vorzügliche Kellerbier wurde in der Flasche gereicht. Für mich kein großes Problem (immer noch besser als das meiste, was es bei uns gibt), für meinen Augsburger Begleiter eine Katastrophe. Beim Wiederholungsbesuch war dann aber wieder alles gut und auch das Wiener Schnitzel (nicht Wiener Art) hat vorzüglich gemundet!
Heilig-Kreuz-Straße 20
Die Kahnfahrt kann ihren Charme sicherlich am Wasser am besten ausspielen. Doch der kleine Innenraum strotzt mit all den alten Fotos aus der langen Geschichte des Betriebs nur so vor Atmosphäre.
Riedlerstr. 11
Neuentdeckungen:
Riegele Wirtshaus
Das Riegele Wirtshaus liegt fast direkt neben dem Bahnhof und auch diesmal war es mir nicht vergönnt, den schönen Biergarten zu besuchen. Das Innenleben der Gaststätte inkl. Shop ist ebenfalls gemütlich und nach der langen Bahnfahrt konnte man sich hier gleich einmal angemessen anhopfen. Probiert wurden der Commerzienrat, das ‚Aechte Dunkle‘ und das Kellerbier, die allesamt zu überzeugen wussten. Doch ein absolutes Highlight war der ‚Gestachelte Bock‚, für den ein glühendes Eisen am Tisch in ein Glas dunklen Bock getaucht wird, wodurch es zunächst eindrucksvoll brodelt und zischt und danach durch den karamellisierten Restzucker wunderbar schmeckt.
Frölichstraße 26
Kappeneck
Die Ansage war klar: Im Kappeneck gibt es den besten Schweinsbraten der Stadt, hatte ein Bekannter aus Augsburg auf seiner Facebookseite gepostet. Das musste überprüft werden und tatsächlich war der Krustenbraten mit einem Kartoffelkloß wirklich sehr schmackhaft. Dazu gab es Zirndorfer Kellerbier, vielleicht das beste Bier dieser Art, das ich an diesem Wochenende probieren durfte.
Kappeneck 30
Schlossgaststätte Wellenburg
Als die Sonne sich doch noch zeigte, beschlossen wir kurzerhand einen Abstecher zum etwas außerhalb der Stadt liegenden Biergarten der Schlossgaststätte Wellenburg zu machen. Drin war ich gar nicht erst, aber der Biergarten machte einen wirklich guten Eindruck. Es gab wie so oft leckeres Riegele, für mich diesmal wieder in der dunklen Variante! Zum Essen war es leider noch etwas früh, aber die Speisekarte machte einen vielversprechenden Eindruck. Ist vorgemerkt!
Wellenburg 04
Murdock’s Irish Pub
Am Roten Tor gelegen nutzten wir vor dem Besuch der Puppenkiste den gemütlichen Irish Pub zu einem kurzen Zwischenstopp und einem Pint Guinness. Im Pub selbst herrschte englische Stadionatmosphäre, da am Sonntagmittag recht viele Angelsachsen und sonstige Interessierte die Spiele der Premier League verfolgten. Sah alles wirklich gemütlich aus!
Am Roten Tor 8
Augsburg ist auf jeden Fall immer eine Reise wert und die drei Tage gingen wie immer viel zu schnell vorbei. Ich muss mich zwar immer erst einmal an die im Gegensatz zu vielen Trierern sehr freundlichen Menschen gewöhnen, aber das Akklimatisieren geht immer sehr schnell. Spätestens beim zweiten Kellerbier fühle ich mich wie zu Hause. Das war sicher nicht mein letzter Besuch!