Die Rock Classics im kleinen Städtchen Befort (frz. Beaufort), gelegen im heimeligen Müllerthal in Luxemburg, haben sich mittlerweile zu einer festen Institution im prall gefüllten Open Air Kalender der Region entwickelt. In diesem Jahr gaben sich Weltstars wie Chris de Burgh, James Blunt oder Doro Pesch die Ehre. Und eben Amy Macdonald, die vor der beeindruckend schönen Kulisse der beleuchteten Burganlage ein wunderbares Konzert spielte.
Das Navigationsgerät hat uns ja schon häufiger auf der Suche nach der kürzesten Strecke über Stock und Stein gejagt und auch der kürzeste Weg nach Befort scheint über enge Feldwege zu führen. Aber schön ist es in der Mitte Luxemburgs und fährt man in Befort ein, kann man das großzügige Schloss noch nicht erahnen. Die Anlage liegt nämlich nicht auf einem Hügel, sondern man geht aus dem Ort erst einmal nach unten. Schon mit der Anfahrt merkt man, dass die Rock Classics nicht zum ersten Mal stattfinden. Der Weg zu den kostenlosen Parkplätzen ist perfekt ausgeschildert, danach steht alle paar Meter ein freundlicher Mitarbeiter, der einem den weiteren Weg weist. Eine wirklich reibungslose Organisation, der man anmerkt, dass hier ein ganzes Dorf mit Herzblut bei der Sache ist. Auch die Abfahrt vom großen Parkplatz verläuft dank der vielen Helfer reibungslos und schnell, da können sich andere Veranstaltungen einmal ein Scheibchen abschneiden.
Das Konzertgelände selbst ist ein echter Hingucker. Irgendwie haben wir in letzter Zeit wirklich Glück mit außergewöhnlichen Konzertarenen, man denke nur an die Broilers am Elbufer in Dresden. Der Bühne im Burggraben nähert man sich von oben. Hinter ihr erhebt sich der beeindruckende alte Kern der Burg. Zahlreiche Getränkestände und ein abwechslungsreiches kulinarisches Angebot können in Anspruch genommen werden, bevor man seinen Platz auf der Sitzplatztribüne vor der Bühne einnimmt. Im oberen Teil der Anlage befinden sich die Stehplätze, die ebenfalls einen ausgezeichneten Blick auf die Bühne bieten und als Bonus auch noch die Aussicht auf die farbig illuminierte Burg ermöglichen.
Das Konzert selbst begann um kurz nach 20 Uhr mit dem luxemburgischen Liedermacher Daniel Balthasar und seiner Band. Gespielt wurde eingängiger Pop, der mich jetzt nicht vom Sitz riss, aber durchaus hörbar war. Lediglich die leidlich lustigen Ansagen des Sängers und Gitarristen Balthasar waren etwas nervig. Aber schön, dass regionalen Musikern vor großem Publikum die Gelegenheit geboten wird, sich und ihre Kunst zu präsentieren.
Als Amy Macdonald dann gegen 21:15 Uhr die Bühne betrat, war die Anlage bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Sängerin betonte später, dass bei ihr und James Blunt die Rock Classics-Konzerte in diesem Jahr ausverkauft gewesen seien, sie den Wettbewerb um die Zuschauergunst allerdings für sich entschieden hätte. Denn um noch ein paar weiteren Besuchern die Gelegenheit zum Konzertbesuch zu geben, sei kurzerhand ein Baum gefällt worden. Wenn das die Naturschützer hören …
Präsentiert wurde ein klassisches Best-of-Set und ich war wirklich überrascht, dass ich nahezu alle Lieder wiedererkannte, ohne jemals bewusst ein Amy Macdonald Album gehört zu haben. Ihre Songs scheinen einen echten Wiedererkennungseffekt zu haben, nicht allein durch die sehr eigene und ausdrucksstarke Stimme der kleinen Schottin. Unterstützt wird sie live von einer grundsoliden fünfköpfigen Band, die in den besten Momenten echtes Rock ’n‘ Roll Potenzial hat, ohne den Fokus allzu sehr von der Chefin abzulenken. Von Beginn an entstand so die intime Atmosphäre eines Clubkonzerts in schöner Umgebung, Musikfreund, was willst du mehr? An Konzerten in Luxemburg schätze ich ja vor allem die Nähe, wo sonst kommt man echten Weltstars so nahe wie hier? Zuletzt Bruce Dickinson und Iron Maiden auf dem Herchesfeld, diesmal ein direkter Blick aus Reihe 4 auf Amy. Ihre Bühnenpräsenz ist wirklich beeindruckend und man merkte ihr wie der ganzen Band an, dass sie das Konzert an diesem wunderbaren Ort wirklich genießen konnte. Immer wieder huschte ein Lächeln über das hübsche Gesicht und auch in den Ansagen konnte sie nur immer wieder wiederholen, wie gut es ihr in Luxemburg gefällt, wo sie ja auch schon das schöne Orchesterkonzert in der Rockhal gespielt hatte. Ob es unbedingt am luxemburgischen Publikum liegt, kann wohl nur schwer beurteilt werden, wie so oft dauerte es eine ganze Weile, bis die Menge in Stimmung kam. Aber nach einigen Liedern Aufwärmzeit erhoben sich immer mehr Zuschauer auf den Sitzplätzen und spätestens bei den Zugaben standen wirklich alle.
Einen Makel gibt es allerdings auch zu vermelden, denn eben diese Zugaben kamen etwas schnell. Nach etwa einer Stunde verließ die Band zum ersten Mal die Bühne, gefolgt von nur zwei Zugaben. Das war dann doch etwas mager und viele Besucher hätten sich sicher noch ein paar Lieder mehr gewünscht. Dennoch bleibt festzuhalten, dass Amy Macdonald sich durch Charisma, Talent und Stimme von vielen anderen Rock- und Popsternchen deutlich abhebt und außerdem einige richtig starke Lieder im Programm hat. Das hat Spaß gemacht und ein Amy Macdonald Konzert würde ich mir jederzeit wieder ansehen!
Konzerte 2014:
- ASPs von Zaubererbrüdern -Eisenbahnhalle Losheim, 20. März 2014
- Broilers – Dortmund, Westfalenhalle, 12. April 2014
- Hexentanz Festival, Strandbad Losheim, 1.-3. Mai 2014
- Nine Inch Nails, Rockhal Esch/Alzette, 16. Mai 2014
- The Rolling Stones, Düsseldorf ESPRIT arena, 19. Juni 2014
- Iron Maiden & Ghost, Herchesfeld (L), 1. Juli 2014
- Broilers, Dresden, Filmnächte am Elbufer, 25. Juli 2014
- Amy Macdonald, Chateau Beaufort, 8. August 2014
- Turbostaat, Exhaus Trier, 13. September 2014
- Alestorm, Exhaus Trier, 19. September 2014
- 20 Jahre Broilers: Das Jubiläumskonzert, ISS-Dome Düsseldorf, 19. Dezember 2014