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Ein derartig gigantisches Konzert hat das Großherzogtum Luxemburg in seiner langen Geschichte wohl noch nicht erlebt. Iron Maiden, die vielleicht größte Heavy Metal Band dieses Planeten, rockte das Rock-A-Field-Gelände auf dem Herchesfeld bei Roeser und etwa 12.000 Besucher waren begeistert. Als Support hatten sie die Kirmes-Okkultisten von Ghost im Gepäck, die aber ordentlich einheizten.

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Die Verlegung von der innerhalb nur einer Stunde ausverkauften Rockhal in Esch auf das etwa doppelt so große Open-Air-Gelände hatte bei einigen Fans für Unmut gesorgt, aber die Veranstalter gaben sich alle Mühe, den frühen Ticketvögeln entgegen zu kommen. Alle Besucher, die eine Karte für die Rockhal ergattert hatten, durften in einen abgesperrten Bereich unmittelbar vor der Bühne, was den Konzerttag zu einer sehr entspannten Angelegenheit machte. Es gab keinen Stress, sich einen akzeptablen Platz zu sichern, und so konnte man sogar noch entspannt eine Halbzeit Fußball in einem Zelt schauen.

Perfekte Organisation

maiden10Hatten beim Rock-A-Field-Festival noch Regenschauer das Gelände heimgesucht, erfreuten sich die Besucher an einem schönen Sommerdienstag bester Witterung. Wie schon bei Konzerten in der Rockhal war wieder alles bestens organisiert. Die Veranstalter vom ‚Atelier‘ wissen einfach wie man es macht. Mit dem Zug ging es über den hauptstädtischen Bahnhof nach Bettembourg, von wo aus Shuttlebusse die Zuschauer auf die grüne Wiese fuhren. Naja fast, denn einen kurzen Fußmarsch durch den Wald gab es noch zu bewältigen. Am Einlass gab es keine Wartezeiten, und man konnte sich ebenso zügig mit Verzehrbons eindecken. Das System war recht simpel (ein Bon für 3,50 für ein Bier oder eine Portion Pommes) und an den zahlreichen Verpflegungsständen klappte alles reibungslos. Da können sich andere Veranstalter wirklich einmal ein Scheibchen von abschneiden. Von Beginn an entwickelte sich eine äußerst entspannte Atmosphäre, Metalfans sind eben einfach die nettesten Leute. Das Publikum war dabei bunt gemischt. Schon in den Bussen hörte man ein vielfältiges Sprachengewirr und das Altersspektrum reichte wie schon bei den Rolling Stones vom Milchzahnrocker bis zum Veteranen, der nur noch teilweise in sein verwaschenes Bandshirt passte.

Ghost

ghost01An der schwedischen Band scheiden sich ein wenig die Geister, Krach machen können sie allerdings. Eine halbe Stunde rockten Papa Emeritus II. und seine fünf ‚Nameless Ghouls‘ in brachialer Lautstärke. Den Retro-Rock vor allem des letzten Albums ‚Infestissumam‘ interpretierten sie diesmal in der Metalvariante, die zahlreichen filigranen Elemente fielen dem Lärm dann doch etwas zum Opfer. Aber Spaß gemacht hat es trotzdem, und so verging die Zeit recht schnell, bis mit Monstrance Clock das kurze Gastspiel beendet wurde. Papa Emeritus betonte, dass der Refrain offenbar von einem Idioten geschrieben worden sei, und man ihn somit problemlos mitsingen könne. Doch wirklich lautstark unterstützte das luxemburgische Publikum den Dunkelpapst nicht. Zu gespannt war man auf das Kommende, aber man bedankte sich mit artigem Applaus.

Up the Irons!

maiden03Spätestens als die ersten Takte des UFO-Klassikers Doctor Doctor aus den Boxen erklangen, verwandelte sich das Herchesfeld in einen Ort des emotionalen Ausnahmezustands. Strahlende Augen wo man auch hinschaute, die Vorfreude war greifbar. Und als die Band die gewohnt opulent ausgestattete Bühne erstürmte, gab es kein Halten mehr. Sind die Zuschauer bei Konzerten in Luxemburg normalerweise eher zurückhaltend, wurde nun das Haupthaar geschüttelt und jedes Wort mitgesungen. Für viele Besucher sicher eine Reise zurück in die eigene Jugend. Die Ansage war klar: Maiden England! Das legendäre Konzertvideo aus dem Jahr 1989 war der rote Faden, der sich durch das mit Klassikern gespickte Set zog. Man braucht gar nicht erst versuchen sich Highlights herauszupicken, wer auf derartig starkes Songmaterial zurückgreifen kann, braucht sich wirklich keine Sorgen über die Zuneigung und Textsicherheit der Anhängerschaft zu machen.

maiden07Die ganze Band präsentierte sich in überragender Spiellaune und in absoluter Topform. Es ist wirklich beeindruckend, wie Bruce Dickinson mit knapp 60 Jahren über die Bühne sprintet und dabei gesanglich kaum Schwächen oder Erschöpfungsanzeichen zeigt. Und so gelenkig wie Gitarrist Janick Gers wäre ich heute gerne, und der Mann ist immerhin auch schon 57 Jahre alt. Trotz enormer Lautstärke war der Sound trotz einiger Probleme am Beginn des Konzerts in Ordnung, diesbezüglich wäre die Rockhal mit der tollen Akustik sicher die bessere Wahl gewesen. Insgesamt aber ein wirklich überzeugender Gig einer legendären und noch immer großartigen Band, der leider etwas abrupt zu Ende ging. Nach Sanctuary war Schluss, und viele hofften noch auf eine weitere Zugabe. Doch als das Flutlicht anging und die Leinwand auf das WM-Spiel der Belgier umschaltete, war es Zeit den Heimweg anzutreten. Mit einem Lächeln im Gesicht und einem Rauschen in den Ohren.

Setlist

  • Moonchild
  • Can I Play with Madness
  • The Prisoner
  • 2 Minutes to Midnight
  • Revelations
  • The Trooper
  • The Number of the Beast
  • Phantom of the Opera
  • Run to the Hills
  • Wasted Years
  • Seventh Son of a Seventh Son
  • Wrathchild
  • Fear of the Dark
  • Iron Maiden

Zugaben:

  • Aces High
  • The Evil That Men Do
  • Sanctuary

Konzerte 2014:

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