Das wäre wohl bei Günter Jauch mindestens eine 32.000 Euro-Frage: Wo befindet sich der höchste Berg Spaniens? Es ist der Teide, 3.718 m hoch und (gutes Wetter vorausgesetzt) eigentlich von jedem Winkel der Insel aus zu sehen. Meist verbirgt sich der majestätische Vulkan allerdings in einem Wolkenkleid, denn der Passat sorgt für stetigen Nachschub zumindest auf der Nordseite, wo sich die Wolken dann am Berg stauen. Eben diese Wolken hängen seit Tagen über unserem Haus, bisher haben sie ihre Regenfracht zum Glück bei sich behalten. Aber man kann den Wettergott ja überlisten, und so durchbrachen wir die Wolkendecke und besuchten den Teide-Nationalpark, eine eindrucksvolle und erstaunlich abwechslungsreiche vulkanische Mondlandschaft.
Das Dach Spaniens
Viele Wege führen nach Rom, allerdings nicht ganz so viele auf den Teide. Dennoch versuchten wir die Anfahrt diesmal etwas anders zu gestalten. So richtig gut hat das nicht geklappt, aber der Weg ist ja bekanntlich das Ziel und auf einer kleinen Irrfahrt begegneten uns sogar einige Einwohner in traditioneller Tracht. Wir landeten dann doch in La Orotava, von wo wir die Standardroute (TF 22) in Richtung Tiede einschlugen.
Eins fiel im Vergleich zum letzten Mal sofort auf: Der Verkehr war wesentlich dichter, das Wetter allerdings auch viel besser. Waren wir beim letzten Mal bei Eiseskälte nahezu die einzigen Gäste im Besucherzentrum, so war diesmal kein einziger freier Parkplatz zu erspähen. Das machte jedoch nichts, denn ein Stop war hier eh nicht geplant, aber etwas besorgt waren wir dann doch dahingehend, was uns an der Seilbahnstation des Teide erwarten würde. Dort, auf 2.365 m. Höhe, war es tatsächlich sehr voll, aber wir ergatterten noch einen Stellplatz. Schnell war aber klar, dass die meisten Besucher Spanier waren, die eine Fahrt bis fast an den Gipfel gar nicht erst eingeplant hatten, sondern sich mit der spektakulären Natur zufrieden gaben. Viele machten lediglich Fotos vom roten Teidenatterkopf, der überall in der Canadas in voller Blüte stand. So gab es keine Wartezeiten am Ticketschalter der Seilbahn, die 26 Euro für die Hin- und Rückfahrt wurden ächzend gezahlt und gleich mit der ersten Gondel ging es rauf auf den Gipfel. Naja, fast, denn die Bergstation liegt 150 m unterhalb des Kraterrandes, den man nur mit einer Sondergenehmigung erreichen kann.
Von der Bergstation aus bietet sich ein unvergleichlicher Blick, der auch durch die unter einem liegende Wolkendecke kaum unterbrochen wird. Von dort aus schlängeln sich zwei Wanderwege zum Mirador Fortaleza am Nordrand und zum Mirador Pico Viejo am Südwestrand. Beide Wege sind für ungeübte Wanderer problemlos zu bewältigen, wobei es mich doch immer wieder überrascht, wenn ich bei oft doch recht frischen Temperaturen leicht geschürztes Badevolk aus dem Süden mit Flip-Flops, Ballerinas u.ä. den steinigen Weg entlang kraxeln sehe.
Fährt man von der Talstation weiter in Richtung Süden, bieten sich vor allem bei den Roques de Garcia sensationelle Felsformationen. Da waren wir allerdings beim letzten Mal schon und diesmal fuhren wir ein Stück zurück, um dann bei El Portillo auf die TF 24 zu wechseln, die in Richtung Nordosten nach La Laguna und Santa Cruz führt. Die Aussichtspunkte reihen sich auf dieser landschaftlich wunderschönen Strecke aneinander wie an einer Perlenschnur und natürlich wurde bei fast allen von ihnen das ein oder andere Erinnerungsfoto geschossen.
Durch den Wald der Hoffnung
Abseits der Hauptroute hielt sich der Verkehr in Grenzen und wir machten einen kleinen Abstecher zum Observatorio de Izana, was allerdings nur zu seltenen Gelegenheiten zugänglich ist. So langsam ging es dann wieder den Berg hinunter und wir erreichten die Baumgrenze, allein der Geruch war unbeschreiblich. Der Bosque de la Esperanza ist geprägt von kanarischen Kiefern und etwas später auch von Eukalyptusbäumen. Ein Erlebnis für alle Sinne. Noch oberhalb der Wolkengrenze ergeben sich immer wieder Blicke auf den Teide auf der einen und das Meer auf der anderen Seite. In der Ferne erkennt man Gran Canaria und La Palma. Landschaftlich hat mir diese Strecke bislang am besten gefallen. In Richtung Santa Cruz und La Laguna zeigt sich die Bedeutung des Waldes für die Bewohner der Region, die das schattige Plätzchen als Naherholungsgebiet nutzen. Überall waren Grillplätze von Familien belagert, die dort ihren Sonntag inmitten der Natur verbrachten. Überhaupt scheint das familiäre Picknick eine der Lieblingsbeschäftigungen der Einheimischen zu sein.
In La Esperanza verließen wir schließlich die TF 24 und folgten der TF 226 nach Westen, natürlich nicht ohne den ein oder anderen kleinen Irrweg einzuschlagen. Abseits der Hauptrouten lässt die Beschilderung dann doch etwas arg zu wünschen übrig. Aber am Ende erreichten wir dann doch wieder die Autobahn und kamen müde aber sehr zufrieden wieder in Icod an. Eigentlich wollten wir noch in El Sauzal speisen, aber wir waren dann doch ziemlich platt und die Bolognesereste vom Vortag, ein kühles Bier und der Auftritt unserer Nationalmannschaft gegen Kamerun beschlossen dann einen ereignisreichen, sonnigen und wunderschönen Tag.
Unser Reisetagebuch:
1. Playa San Marcos und Garachico
2. Der zweite Teil mit einer Fahrt durchs Tenogebirge und einem Besuch der Badestrände im Süden
3. An Tag 4 ging es zum berühmten Drachenbaum
5. Anaga, die grüne Überraschung
6. Loro Parque
7. Die Casa San Marcos
8. Hochgebirge & Strandbar
9. Das Tal von Orotava
One Comment