Die Wettervorhersage für Icod de los Vinos ließ wenig Sonnenschein erhoffen, aber Teneriffa bietet ja zum Glück immer Fluchtmöglichkeiten in sonnensichere Gefilde. Somit machten wir uns auf in Richtung Süden, wobei uns die Fahrt durchs wilde Teno-Gebirge führen sollte.
Punta de Teno – Es hat nicht sollen sein
Als einer der schönsten Aussichtspunkte der Insel gilt Punta de Teno im äußersten Nordwesten der Insel in der Nähe von Buenavista del Norte. Das Problem: Der Ort ist nur über eine ungesicherte Straße zu erreichen, vor deren Befahrung mehrsprachige, riesige Schilder eindringlich warnen und zur Umkehr auffordern. Hatte sich meine Fahrerin beim letzten Mal noch davon abschrecken lassen (aus Sorge um den Mietwagen),war sie nun fest entschlossen das „Wagnis“ einzugehen. Doch Pustekuchen! Die Straße wurde von einer Schranke versperrt und das Befahren war durch eine Baustelle wirklich und wahrhaftig verboten. „Shit Happens!“ Da müssen wir wohl irgendwann noch einmal auf die Insel. So machten wir kehrt und bogen ab auf die Gebirgsstraße nach Masca, die wir bei unserem ersten Aufenthalt auf Teneriffa bei schönstem Sonnenschein befahren hatten. Diesmal zeigte sich die Landschaft aber von ihrer eher undurchsichtigen Seite.
Durchs wilde Teno-Gebirge
Je weiter man der Serpentinenstraße (für die ein kleineres Auto als unseres geeigneter gewesen wäre) nach oben folgte, desto düsterer wurde es um einen herum. Der Wind peitschte die Wolkenfetzen durch die Täler und von den Aussichtspunkten blickte man in eine grau-grüne Wolkensuppe. Zum Glück waren wir nicht voll und ganz auf eine Aussichtstour aus, sondern nutzten die Gebirgsstraße vornehmlich als kürzesten Weg in den warmen Süden. Etwas ärgerlich ist es allerdings schon, wenn man eigentlich genau weiß, welch fantastische Ausblicke einem hier entgehen. Auch einen Besuch im malerischen Bergdorf Masca sparten wir uns, ganz anders als die unzähligen Besucher, die die Parkplätze verstopften. Je weiter sich die Serpentinen in den Süden hinabschlängelten, desto freundlicher wurde das Wetter und durch die ein oder andere Wolkenlücke konnten wir sogar das Meer in der Ferne glitzern sehen. Unser Weg führte uns zunächst nach Los Gigantes, einer Touristenhochburg im Schatten der namengebenden, riesigen schwarzen Felsen.
Los Gigantes
Wie in Masca war es in den Touristenzentren im Süden schwer, einen Parkplatz zu ergattern. Wir waren nach der vor allem für die Fahrerin anstrengenden Fahrt froh, das Auto einmal verlassen zu können und spazierten etwas durch das Tourizentrum, das fest in britischer Hand war. Bis zum Strand konnten wir uns allerdings irgendwie nicht durchschlagen und somit steuerten wir zur Erholung eine nette kleine Bar mit hübschem Meerblick an, um ein paar kühle Getränke und einen Korb voll „Chips“ zu genießen. Unter den Besucherhochburgen wie Los Cristianos oder Playa de las Americas macht Los Gigantes noch den gemütlichsten Eindruck, und auch architektonisch ist trotz vieler Bettenburgen alles noch halbwegs im Rahmen. Auf der Fahrt durch den kargen Süden bleiben aber zahlreiche üble Bausünden nicht verborgen. Ich für meinen Teil finde es im Norden einfach viel schöner, nicht nur wegen der üppigen Vegetation und trotz des unberechenbaren Wetters.
El Medano – Das Surferparadies
Wenn mir der Sinn doch einmal nach Strandurlaub im Süden stehen sollte, würde ich trotz aller Widerstände meiner besseren Hälfte wohl versuchen, El Medano als Urlaubsort durchzusetzen. Es ist tatsächlich sehr windig, was einen Strandbesuch zu einer sehr sandigen Angelegenheit macht. Doch geboten wird einem dafür der spektakuläre Anblick von unzähligen Surfern und Kitern, die auf den eindrucksvollen Wellenbergen ihre Kunststücke vorführen. Ein weiterer Nachteil ist die unmittelbare Nähe zum Südflughafen. Der Lärm der Maschinen kann auch durch das Tosen der Wellen nicht übertönt werden. Was mir an El Medano gefällt, ist die lockere, ungezwungene Atmosphäre, zu der die Surfer und ihr Anhang maßgeblich beitragen. Das Publikum ist jünger und man findet weniger den typischen rotbauchigen Pauschalbadetouristen, dessen Tagesablauf nahezu ausschließlich aus Sonnen und Essen besteht. Auch wenn El Medano von Außen einen eher unscheinbaren Eindruck macht, so fühle ich mich dort einfach wohl und ich genieße es sehr, in den kleinen Strandbars zu sitzen und dem Treiben auf und neben dem Wasser zuzusehen. Für das Abendessen war es allerdings selbst für deutsche Verhältnisse noch etwas früh, und somit beschlossen wir, den etwa 90 Minuten langen Heimweg anzutreten und in Garachico zu speisen. Natürlich führte uns der Weg wieder durch die Regenfront im Nordosten, die wir mittlerweile nur zu gut kennen.
Culinaria
Das Restaurant Mirador in Garachico war unsere erste Wahl für das erste auswärtige Abendessen auf Teneriffa. Mitten in der schmucken Kleinstadt gelegen, bietet es zwar keinen Ausblick (den ein Ableger auf den Hügeln über der Stadt perfekt einlöst), dafür aber wunderbare kanarische Küche in einem wirklich schönen Gastraum. Und das alles zu fairen Preisen. Der aufmerksame und sehr freundliche Kellner brachte uns erst einmal einen kleinen Appetitanreger in Form von Brötchen und zwei unterschiedlichen Gofiopasten sowie Dattel-Feigenbutter. Gofio, ein Gericht der kanarischen Ureinwohner, besteht aus geröstetem Weizen-, Mais- oder Gerstenmehl, hatte man im Mirador mit Rosinen und Kürbiskernen angereichert. Als Vorspeise gab es ein vorzügliches und üppig bemessenes Rührei mit Pilzen sowie Spinatkroketten mit Knoblauchsoße. Als Hauptgang wählte meine Begleiterin das Kalbsentrecôte, serviert mit Gemüse, Tortilla und einer feinen Zwiebel-Apfel-Soße, und ich bekam endlich das langersehnte Conejo Salmorejo, also ein feines Schmorkaninchen mit Papas Arrugadas. Das ganze schlug mit unter 50 Euro zu Buche inkl. Wasser und eines ordentlichen regionalen Hausweins für 4 Euro das Viertel. Da kann man wahrlich nicht meckern und ein Dessert passte wirklich nicht mehr hinein. Naja, bis auf die Abschiedspralinchen…
Die Erkenntnisse des Tages: Für diese Insel wäre ein kleineres Auto mit mehr PS sinnvoll gewesen! Und: Wir haben La Laguna noch nie ohne Regen erlebt. Aber das sollte sich noch ändern!
Unser Reisetagebuch:
1. Playa San Marcos und Garachico
3. An Tag 4 ging es zum berühmten Drachenbaum
4. Fahrt zum Teide
5. Anaga, die grüne Überraschung
6. Loro Parque
7. Die Casa San Marcos
8. Hochgebirge & Strandbar
9. Das Tal von Orotava
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