Nach den großen Touren an den beiden vorangegangenen Tagen, an denen wir auch viel in der Gegend herum gekurvt sind, wollten wir an diesem Tag etwas weniger Zeit im Auto verbringen und nahmen uns ein Ziel vor, das wir bei unserem ersten Teneriffa-Besuch ausgelassen hatten. Der Loro-Parque, die größte Touristenattraktion der Insel, lockt mit der größten Papageienzucht der Welt sowie den gigantischen Orca-Walen. Auch wenn man Zoos gegenüber immer kritisch bleiben sollte, so fiel doch ins Auge, dass der Loro Parque eine der gepflegtesten Anlagen ist, in denen ich persönlich je war.
Zu Besuch bei den Orcas
Der Park befindet sic in Punta Brava am westlichen Rande von Puerto de la Cruz, der touristischen Hauptstadt des Nordens. Praktischerweise kann man sein Auto kostenfrei auf einem großen Parkplatz am Parque Marítimo unweit des Stadions abstellen und sich in das Getümmel rund um die Strandpromenade stürzen. Von der Plaza Reyes Católicos, wo man auch Tickets kaufen und so die möglichen Schlangen an den Kassenhäuschen umgehen kann, fährt eine kostenlose Bimmelbahn bis zum Loro Parque.
Der Eintritt ist üppig, da braucht man nicht drumherum zu reden. 34 Euro pro Person kostet das Ticket, worin dann aber alle Attraktionen des Parks abgedeckt sind. Geboten werden neben den zahlreichen Tiergehegen auch einige Shows, zum Beispiel mit Seehunden, Delfinen und Papageien. Der Park besitzt die größte Zusammenstellung an Papageien weltweit und sieht sich als Bewahrer und Beschützer. Einige Arten gibt es tatsächlich nur noch im Loro Parque zu bestaunen. Den Rang als Superstars des Parks mussten die Papageien allerdings abtreten, seit die Orcas Einzug gehalten haben. Die bis auf einen Wal bereits in Gefangenschaft geborenen Tiere (Morgan verirrte sich im Jahr 2010 in der Nordsee und wurde trotz großer Proteste nicht ausgewildert, sondern in den Loro Parque überführt) Wale haben ihr eigenes riesiges Wassertheater, wo sie ihre Kunststücke vorführen. Diese bestehen hauptsächlich darin, die Zuschauer unter Wasser zu setzen. Auch wir hatten uns mutig in die sogenannte Splash Zone begeben, hatten allerdings Glück und blieben trocken. Ein riesiger Spaß für die Kinder, wohingegen so manche Dame, gerne im blütenweißen Kleidchen, dann doch etwas von den Wassermassen überrascht wurde.
Man kann getrost darüber streiten, inwieweit Zoos und Shows dieser Art tatsächlich tiergerecht sind oder nicht. Die Betreiber betonen allerdings immer wieder ihre umfassenden Bemühungen, die Tiere artgerecht zu halten, außerdem fördert die Loro Parque Fundación ausgewählte Artenschutzprojekte mit jährlich über einer Million Euro. Der ganze Zoo macht einen überaus gepflegten Eindruck, die Gehege sind überwiegend großzügig angelegt und man hatte schon den Eindruck, dass hier alles getan wird, den Tieren die bestmöglichen Voraussetzungen zu bieten. So wurde zum Beispiel in der Pinguinhalle computergesteuert der derzeit aktuelle arktische Winter simuliert. Es war dunkel und es schneite über den Tieren. Das können bestimmt nicht viele Zoos bieten.
Mir persönlich haben die Otter am besten gefallen, wirklich putzige Gesellen, die ich mir in Zoos immer gerne ansehe. Da können mir Tiger und Affen beispielsweise gestohlen bleiben, wenn es stattdessen Otteraction zu sehen gibt! Erdmännchen gibt es auch, somit war für mich der Tag schon gerettet. Auch für Pflanzenfreunde wird einiges geboten, neben einer kleinen Orchideenhalle gibt es viele typisch kanarische Pflanzen zu bestaunen.
Nicht nur angesichts des doch recht hohen Eintrittspreises sollte man für einen Besuch des Loro Parques etwas Zeit einplanen, einige Stunden vergehen dort wahrlich wie im Flug. Wenn man etwas Ruhe haben will, kann man sich antizyklisch zu den Shows bewegen, da die meisten Besucher dem Weg von Vorführung zu Vorführung folgen.
Puerto de la Cruz
Kommt man wie wir aus einem beschaulichen und ursprünglichen kleinen Städtchen wie Icod de los Vinos nach Puerto de la Cruz, so erschlägt einen der allgegenwärtige Tourismus zunächst etwas. An der Strandpromenade wird man alle paar Meter angequatscht und soll entweder afrikanischen Nippes, Sonnenbrillen oder eine „echte Rolex“ kaufen, oder aber in einem der Restaurants einkehren, die natürlich alle die beste Küche des Ortes bieten. Im Vergleich zu den Retortenstädten im Süden hat sich Puerto de la Cruz aber ein hohes Maßan Eigenständigkeit und Charakter bewahrt. Es gibt eine wirklich hübsche kleine Altstadt und selbst die Strandpromenade ist nicht ganz so von den Auswüchsen des Pauschaltourismus verseucht wie andere Orte. Das hat sicherlich unter anderem damit zu tun, dass es keinen großen Sandstrand gibt, lediglich ein paar kleinere Abschnitte laden zum Baden ein, sind aber hauptsächlich aus Stein und Kies. Zum Shoppen und etwas „Großstadtflair“ schnuppern ist Puerto de la Cruz aber eine gute Wahl, allein der Sonnenuntergang und das Licht der Abendsonne rechtfertigen einen Besuch. Und das gibt es völlig gratis und muss einem auch nicht aufgeschwatzt werden.
Fürs Abendessen sind wir dann doch in eines der Restaurants an der Promenade eingekehrt. Es gab eine Lammkeule für den einen und „Dorada a la plancha“ für die andere ‒ und den Sonnenuntergang für alle.
Unser Reisetagebuch:
1. Playa San Marcos und Garachico
2. Der zweite Teil mit einer Fahrt durchs Tenogebirge und einem Besuch der Badestrände im Süden
3. An Tag 4 ging es zum berühmten Drachenbaum
4. Fahrt zum Teide
5. Anaga, die grüne Überraschung
7. Die Casa San Marcos
8. Hochgebirge & Strandbar
9. Das Tal von Orotava
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