Wir versuchen ja tunlichst zu vermeiden, dieselbe Strecke mehrfach zu fahren, um abseits der ausgetretenen Pfade immer wieder neue Entdeckungen zu machen. Das lässt sich auf einer kleinen Insel wie Teneriffa zwar nicht immer umsetzen, mit ordentlicher Planung kann man das aber tatsächlich interessant und abwechslungsreich gestalten. Am Donnerstag zog es uns an den Strand von Los Cristianos, wo wir im letzten Urlaub in einer hübschen Strandbar dem Regen entflohen waren und uns wie die Echsen mit Sonne aufgeladen hatten. Diesmal war das Wetter kein Problem, Teneriffa zeigte sich durchweg von seiner besten Seite und wir können uns wirklich nicht beschweren. Von Icod de los Vinos fuhren wir in Richtung Teide-Nationalpark und tatsächlich war die Landschaft wieder völlig anders als im etwas weiter westlich gelegenen Teno-Gebirge.
Der Weg ist das Ziel
Unsere Art Urlaub zu machen ist zwar durchaus geplant und zielgerichtet, allerdings sind es oftmals die verschlungenen Wege (und manchmal Irrfahrten), die einem die schönsten Ein- und Ausblicke verschaffen. Auch wenn unser Ziel die Strandbar war, wurde der Tag vor allem von der traumhaften Anreise geprägt.
Direkt hinter unserer Unterkunft schlängelt sich eine Bergstraße den Hang hinauf und die erste Etappe führte bis Santiago del Teide. Recht bald stießen wir auf Spuren vulkanischer Aktivität, der ansonsten üppige Bewuchs hörte schlagartig auf und wurde durch riesige Lavafelder ersetzt, Zeugnisse verschiedener Ausbrüche in den letzten Jahrhunderten. Zaghaft beginnen zwar wieder einige Pflanzen den schwarzen Stein zu begrünen, doch die unfassbare Vernichtungskraft der Lava ist äußerst beeindruckend. Von Santiago aus fuhren wir nicht ins nahegelegene Masca, sondern in Richtung Arguayo und Chio, von wo aus wir über die TF 38 in den Teide-Nationalpark einbogen.
Auf der Südwestseite sieht das Gebiet völlig anders aus als in dem Teil, den wir vor einigen Tagen bereist hatten. Karg ist die Landschaft auch hier, doch insgesamt ist es etwas flacher und die Auswirkungen der Ausbrüche sind noch präsenter und das Gebiet gleicht noch mehr einer Mondlandschaft. Zahlreiche Aussichtspunkte lassen sich als Ausgangspunkte für Wanderungen in das Gebiet nutzen. Die Wege sind gut ausgeschildert und man bekommt gleich am Anfang Informationen über Länge und Schwierigkeitsgrad der Route. Auf etwas mehr als 2000 m verließen wir den Nationalpark in Richtung Vilaflor, mit 1400 m der höchstgelegene Ort der Kanaren. Über Arona ging es nun stramm bergab in Richtung Küste und schon bald waren die Bettenburgen von Playa de las Americas und Los Cristianos in der Ferne zu sehen.
Los Cristianos
Los Cristianos ist die Heimat der Pauschalbadetouristen und Reha-Rentner, die mit ihren Elektrorollstühlen gemächlich die Promenade entlangtuckern. Wenn ich alt bin, würde ich es mir da auch gerne gutgehen lassen. Aber für einen Urlaub an einem solchen Ort kann ich mich nicht wirklich erwärmen, auch wenn Angebote wie „Pint Beer 1 Euro and Free WIFI“ mich ja durchaus ansprechen. Wahrscheinlich gerät man dort dann doch irgendwie in den entsprechenden Urlaubsmodus, aber der allgegenwärtige Kommerz geht mir schon nach wenigen Stunden tierisch auf den Zeiger. Es soll konsumiert werden, egal was und wieviel. An jeder Ecke bekommt man unwiderstehliche Angebote, sei es Touren zur Walbeobachtung, Essen oder Kameraobjektive. Schrecklich.
Dabei ist die Promenade an einigen Stellen durchaus hübsch und es gibt neben ein paar architektonischen Alpträumen auch einige wirklich schöne Hotels zu sehen. Wir zogen es vor, erst einmal etwas zu flanieren und uns dann zu Mojitos und ein paar anderen kühlen Getränken in eine entspannte Bar zu verziehen, von wo aus wir den bleichen Nordeuropäern beim Braten zugucken konnten. Hautärzte hätten ihre wahre Freude daran ‒ oder auch nicht. Mit Jeans und T-Shirt waren wir entsprechend auffällig gekleidet, soviel Stoff trug sonst wohl keiner in der ganzen Stadt. Aber ich bin ja auch empfindlich.
Den Tag haben wir auf jeden Fall sehr genossen, beschlossen wurde er mit einem Abendessen in Garachico. Das Restaurant Rocamar bietet einfache kanarische Speisen und punktet vor allem mit einer schönen Terrasse direkt oberhalb des Naturschwimmbades. Das Essen war in Ordnung, wenn auch nicht überragend. Das Kaninchen kann man auf Teneriffa an anderen Orten sicherlich deutlich raffinierter zubereiten.
Unser Reisetagebuch:
1. Playa San Marcos und Garachico
2. Der zweite Teil mit einer Fahrt durchs Tenogebirge und einem Besuch der Badestrände im Süden
3. An Tag 4 ging es zum berühmten Drachenbaum
4. Fahrt zum Teide
5. Anaga, die grüne Überraschung
6. Loro Parque
7. Die Casa San Marcos
9. Das Tal von Orotava