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Es war soweit, mein allererstes Nine Inch Nails Konzert stand an. Ich war gespannt wie ein Flitzebogen! Die Industrial-Legende um Trent Reznor ist bekannt für perfekt durchgestylte Bühnenshows und pures Adrenalin, und auch die Rockhal erbebte unter dem energetischen Sound einer der einflussreichsten Bands der jüngeren Rockmusikgeschichte.

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Ich erwartete Perfektion. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und ich sollte nicht enttäuscht werden. Bereits auf dem Rockhal-Parkplatz deutete sich an, dass an diesem sonnigen Freitag nicht irgendwer sein Kommen angekündigt hatte. Autokennzeichen aus der gesamten Bundesrepublik und dem benachbarten Ausland wohin das Auge blickte; die Jünger waren hunderte Kilometer angereist, um eines der raren Konzerte miterleben zu können. Was für ein Luxus, dass solch ein Konzert quasi um die Ecke stattfand (wenn man den nervigen Feierabendstau in Richtung Belgien bewältigt hatte).

Vor dem sehnsüchtig erwarteten Headliner gab es noch den Auftritt von Cold Cave. Vom Einmann-Projekt Wesley Eisolds wurde klassischer Synthie-Darkwave geboten, der sicher nicht allen Besuchern in der Halle zusagte, mir aber wirklich gut gefallen hat. Der charismatische Sänger, verstärkt durch eine nicht wirklich überbeschäftigte hübsche junge Dame an den Synthesizern, kann sich auf einige eingängige Songs verlassen, ohne dass sich bei mir jetzt ein echter Ohrwurm festgesetzt hat. Aber vielleicht lohnt es sich doch, einmal die Platten durchzuhören.

Nach erfreulich kurzer Umbaupause war es dann soweit. Um Punkt 21 Uhr nahm Meister Reznor seinen Platz hinter den Keyboards ein, und obwohl der Großteil der Bühne noch von einem Vorhang verborgen war, entwickelte sich gleich eine intensive Atmosphäre, wie sie wohl nur wenige Künstler von null auf gleich herbeizaubern können. Doch spätestens als der Vorhang fiel, entwickelte sich ein Soundfeuerwerk, das den Besucher atemlos und staunend zurückließ. Emotion und Energie pur.

NIN2Geboten wurde ein repräsentativer Querschnitt durch das Gesamtwerk, abwechslungsreich pendelnd zwischen Ekstase und Trance. Eine faszinierende Lichtshow und ein wie in der Rockhal üblich annähernd perfekter Sound unterstützten eine gut aufgelegte Band, in der sich noch nicht einmal Oberperfektionist Reznor über irgendwas aufregen musste. Neue Songs wie Copy of A vom letzten Album Hesitation Marks passten sich neben Klassikern wie Closer, March of the Pigs, Wish oder Head like a Hole perfekt ins Gesamtkonzept ein. Reznor, im Studio Alleinunterhalter, wird auf der Bühne von drei Multiinstrumentalisten unterstützt, die seinen hohen Ansprüchen in allen Bereichen gerecht werden. Vor allem Ilan Rubin prügelte das Schlagzeug wie das Tier aus der Muppet Show und tauchte wenig später an Bass oder Keyboard auf, und auch Robin Finck und Alessandro Cortina zeigten erstaunliche Wandlungsfähigkeit. Im Zentrum des Orkans stand aber zweifellos der mittlerweile privat zur Ruhe gekommene Trent Reznor, dessen Stimme mich schon immer sehr berühren konnte. Spätestens mit der Zugabe ergriff diese restlos alle Zuschauer. Das durch Johnny Cash geadelte Hurt ist für mich immer noch einer der größten und ergreifendsten Rocksongs überhaupt. Schade, dass dies die einzige Zugabe an einem eindrucksvollen Abend sein sollte. Aber die Band musste ja noch in den Geburtstag ihres Masterminds hineinfeiern, der am folgenden Samstag seinen sage und schreibe 49. Geburtstag feierte. Kinder, wie die Zeit vergeht…

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