Der junge Frühling zeigte sich von seiner besten Seite, als wir bei Traumwetter ins Saarland aufbrachen, um Asps Zaubererbrüdern bei ihren ‚Dunkelromantischen Frühlingsnächten‘ beizuwohnen. Der Tag wurde zu einem herrlichen Urlaubstag, der mit einem Besuch der berühmten Saarschleife begann, bevor wir in ‚Schumachers Scheune‘ vorzüglich speisten. Das Konzert in der Losheimer Eisenbahnhalle überzeugte nach Startschwierigkeiten letztendlich doch, satte drei Stunden Musikgenuss wurden geboten.
Wozu in die Ferne schweifen…
Mittlerweile lebe ich seit 18 Jahren in Trier, aber irgendwie habe ich es trotz zahlreicher Besuche im benachbarten Saarland nie geschafft, ein Mal die weltberühmte Saarschleife anzusehen. Nun war es also soweit und bei wunderschönem Frühsommerwetter machten wir uns auf zur knapp 40 km entfernten Attraktion. Und obwohl man bereits tausende Fotos gesehen hat, ist der Blick vom Hügel auf die sich um eine Landzunge windende Saar wahrlich beeindruckend schön. Trotz zahlreicher Besucher ist der Aussichtspunkt Cloef touristisch nicht übertrieben erschlossen. Es gibt eine sehr gemütliche Holzliegebank, ein Mäuerchen als Selfieplattform und eine kleine Bude, an der man Wurst, Getränke und regionalen Schnaps kaufen kann. Was man halt so braucht.
Parken kann man direkt am nur wenige Gehminuten entfernten Besucherzentrum Cloef-Atrium. Dort konnte man dann im Bistro Mirabelle in der Sonne ein kühles Bier oder eine Eisschokolade genießen. Zu empfehlen ist auch die hauseigene Limonade mit Minze. Ein perfekter Start in den Tag.
Lecker speisen in ‚Schumachers Scheune‘
Weiter ging es dann nach Losheim, wo in unmittelbarer Nähe zur Eisenbahnhalle das hochgelobte Restaurant ‚Schumachers Scheune’ liegt. Bodenständige Gerichte mit Zutaten aus der Region versprach die Webseite und der gute Eindruck wurde vor Ort noch einmal übertroffen. Zwar war die Scheune bei unserer zugegeben sehr frühen Ankunft noch leer, aber die zahlreichen reservierten Tische deuteten an, dass das Konzept durchaus sein Publikum findet. Eine erfreulich kleine aber ausgewogene Karte wird ergänzt durch wechselnde Tagesgerichte, die stilvoll auf einer großen Tafel direkt am Tisch präsentiert werden. Wir entschieden uns letztendlich für die Rinderbrühe mit Nudeln und Gemüse, ein Rumpsteak mit Kräuterbutter und Salat sowie Spanferkelkoteletts. Beides wurde mit Bratkartoffeln serviert. Ein guter Indikator für eine gute Küche ist meiner Meinung nach immer die Qualität der Bratkartoffeln. Oftmals werden nur matschige Fabrikkartoffeln gereicht, hier jedoch merkte man gleich, dass frische Zutaten hervorragend zubereitet wurden. Kross und knackig mit genau der richtigen Menge Zwiebeln – das war einfach lecker! Da glaubt man der Beschreibung auf der Karte gerne, denn dort heißt es „von Losheimer Bauern angepflanzt, von uns gekocht, gepellt und für Sie gebraten.“
Das Fleisch war ebenso hervorragend. Ein herrliches, ordentlich großes Rumpsteak war perfekt medium gebraten und auch die Kräuterbutter passte geschmacklich sehr gut dazu. Die Spanferkelkoteletts waren exzellent, würzig, mit ausreichend Fleisch am Knochen. Durchaus eine Portion zum satt werden.
Die schöne alte Scheune bietet Tische auf unterschiedlichen Ebenen und wirkt sehr behaglich. Ein Ort zum wohlfühlen, an dem wir sicher nicht zum letzten Mal waren.
Dunkelromantik in der Eisenbahnhalle
Asps Akustikprojekt rund um seine Zaubererbrüder geht nun schon zum dritten Mal auf Tour und neben der gemeinsamen Akustiktour mit Chamber habe ich das Programm zum ersten Mal im gediegenen Wuppertaler Rex gesehen. Ganz anders nun das Ambiente in der eigentlich ja recht angenehmen Losheimer Eisenbahnhalle. Wie erwartet wurde die Halle bestuhlt, der Unterschied zu normalen Rockkonzerten ist dem empfindsamen Künstler Asp außerordentlich wichtig. Emotion soll transportiert und den pathetisch-gefühlvollen Texten der nötige Raum gelassen werden. Das klappt zu Beginn nicht so wirklich gut, was vor allem am gewöhnungsbedürftigen Sound lag. Wir saßen im hinteren Teil der Halle und Asp war kaum zu verstehen, überhaupt waren die einzelnen Instrumente nicht wirklich harmonisch aufeinander abgestimmt. Besser wurde dies erst nach der Pause, die nach einer guten Stunde eingelegt wurde. Zuvor gab es aber noch ein Highlight, denn es ist immer wieder ergreifend, die fast zehnminütige „Ballade von der Erweckung’ live präsentiert zu bekommen. Asps Musik ist für derartige Auftritte wie gemacht. Er hat zahlreiche starke Songs, deren akustisches Kleid ihnen oft besser steht als die Versionen auf CD. Auch die beiden neuen Songs ‚Windrad’ und ‚Rüstzeug’ passen sich gut in das altbewährte Repertoire ein. In Sachen Pathos übertreibt es der gute Asp allerdings allzu oft, seine Ansagen, wie schon auf den vorangegangen Akustiktouren aus einem Buch vorgelesen, zünden nicht so recht und überhaupt wirkt der Sänger angespannt wie nie. Künstlerische Differenzen mit ehemaligen Mitstreitern haben ihn nachhaltig getroffen. Dass sich mit der Cellistin Katharina Kranich und Gitarrist Ralph Müller zwei Mitglieder der ehemals befreundeten Kapelle Chamber auf der Bühne befinden, nimmt Asp zum Anlass, den Chamber-Klassiker ‚Mistakes‘ zu singen, allerdings nicht ohne den Hinweis, dass man dies nicht überinterpretieren solle und ein gutes Stück Musik von allem Streit unberührt bliebe. Neben den genannten ist Asps alter Weggefährte Tossi wieder mit am Start und beweist wieder einmal, dass er außer Bass zu spielen noch mit einer erstaunlich ausdrucksstarken Stimme gesegnet ist, die sehr gut mit der des Sängers harmoniert. Geigerin Ally the Fiddle ist ebenfalls eine alte Bekannte und mitgebracht hat sie ihren eigenen Schlagzeuger Huky. Vervollständigt wird das über alle musikalischen Zweifel erhabene Ensemble von Thomas Zöller am Dudelsack und diversen anderen Instrumenten
Es dauerte wie erwähnt etwas, bis sich die Band freigespielt hatte und eine gewisse Leichtigkeit in die Aufführung kam. Aber man hatte sich genügend Zeit mitgebracht und am Ende standen (incl. Pause) satte 200 Minuten Asps Zaubererbrüder zu Buche. Für viele Besucher war es eine Art Befreiung, als zu ‚Werben‘ das erste Mal im Stehen geklatscht und getanzt wurde, es war, als hätte man eine kleine Handbremse gelöst. Aber ebenso diszipliniert wie zuvor extatisch, setzte man sich wieder mucksmäuschenstill auf den Plastikstuhl, wenn wieder ernste Töne angeschlagen wurden.
Es hat diesmal wirklich gedauert, bis Asp mich in seinen Bann ziehen konnte. Das Programm wirkte weniger homogen als die Vorgänger, aber am Ende war dann doch alles gut. Asp kann sich auf großartige Lieder ebenso verlassen wie auf seine Musiker, am Ende kommt einfach gute Musik heraus. Und das ist schließlich die Hauptsache.