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Der übermächtige Nachbar aus Bitburg scheint jegliche Bierkultur in Trier nahezu zu erdrücken, so etwas wie Geschmacksvielfalt ist weit und breit nicht zu entdecken. Das saarländische Karlsberg, der zweite Big Player in der Region, ist geschmacklich keine Alternative und in den Supermärkten dominiert der Mainstream. Doch es gibt Hoffnung. Neben dem in Olewig gebrauten Kraft Bräu gibt es nun eine weiter interessante Alternative: Eine Gruppe von Bier-Enthusiasten braut seit einiger Zeit mitten in der Trierer Innenstadt das Trierer Petrusbräu. Spätestens seit es auch der Supermarkt meines Vertrauens nahezu exklusiv im Sortiment hat, war es Zeit für einen Test.

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„Ein Bier wie vor 30 Jahren“, verspricht Sebastian Resch, einer der Macher des Petrusbräus auf der Website des Projekts und erinnert so an eine nahezu verloren gegangene Biertradition in Trier. Als vor 20 Jahren die Trierer Löwenbrauerei die Pforten schloss, starb neben einer langen Geschichte auch eine geschmackliche Alternative jenseits des von den Biergiganten propagierten Massengeschmacks. Zwar kann man auch heute wieder Trierer Löwenbräu kaufen, doch hinter dem traditionsreichen Namen verbirgt sich wenig mehr als eine Marketingstrategie, auch wenn es sich hier noch um die beste Alternative unter den Monopolisten handelt. Das im Blesius Garten gebraute Kraftbräu lässt sich zwar an einigen ausgesuchten Orten der Stadt erwerben (und natürlich im Blesius Garten selbst), in der Gastronomie findet man es aber doch eher selten.

Wie sich dies nun mit dem Petrusbräu verhält, muss die Zukunft zeigen (zur Website). Neben der Braustätte in der Windmühlenstraße kann man die drei Biere der Kleinbrauerei derzeit im Neukauf in der Saarstraße sowie bei Getränke Heid in Kordel erwerben. Im Preiskampf der Großen kann man so sicher nicht mithalten, aber Qualität hat nun einmal auch ihren Preis und wer diesen als alleiniges Kriterium zum Bierkauf ausgibt, soll eben weiter Oettinger trinken. „Wir wollen den Geschmack wieder nach Trier bringen“, sagt Diplom-Braumeister Christian Klahm, der mit Sebastian Resch schon als Schüler seine ersten Brau-Gehversuche machte.

Und tatsächlich hebt sich der Geschmack wohltuend vom Gewöhnlichen ab. Drei unterschiedliche Biere sind derzeit im Sortiment, gelegentliche Sondereditionen werden in Aussicht gestellt. Ein Pilsener, ein Weizen und ein dunkles Spezial bereichern nun die Trierer Bierlandschaft, da muss man einmal etwas genauer hinschauen.

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Das Weizen

Das klassische helle Weizen mit 5% Alkohol überrascht schon beim ersten Schnuppern durch eine individuelle Note. Dies bestätigt sich dann auch beim ersten Schluck aus der Halbliterflasche mit Bügelverschluss. Das in der Selbstbeschreibung hervorgehobene Bananenaroma wird sicher nicht jedermanns Sache sein, sticht aber deutlich hervor. Weniger deutlich ist die ebenfalls betonte „feine Zitrusfrische“, als erfrischenden und spritzigen Durstlöscher sehe ich das Weizen nicht. Dafür bietet es einen vollen, runden Geschmack, der eher an ein „Helles“ in einem bayerischen Biergarten erinnert als an ein typisches Weizen.

Das Pils

petrus02Gebraut mit Saazer-Edelhopfen – Wer mit dem guten alten Königsbacher Pilsener biersozialisiert wurde, dem klingeln hier die Ohren. Geschmacklich vergleichen lassen sich beide Pilsener aber nicht. Das Petrusbräu kommt in der 0,33l-Flasche mit Bügelverschluss daher und bietet die klassischen 4,8% Alkohol. Beworben wird es als „schlank“ und „erfrischend herb“, beides kommt dem Geschmackserlebnis schon sehr nahe. Leider verabschiedete sich die fragile Schaumkrone recht schnell, aber das Bier präsentiert sich süffig und frisch. Ein Hauch von Karamell harmoniert gut mit prägnanten Bitternoten, die jedoch keineswegs störend wirken, sondern für Charakter sorgen. Ein wirklich sehr leckeres Pils, von dem man auch gerne einen halben Liter trinken würde.

Das Spezial

Das dunkle Spezial ist für mich der Favorit im kleinen aber feinen Sortiment der Brauerei. Es präsentiert sich angenehm weich mit einer dominanten, aber wunderbar eingebundenen Malznote. Bei 5,5% Alkohol kann man auch gut noch ein oder zwei Fläschlein mehr genießen, angeboten wird es wie das Pils in 0,33l-Flaschen mit Bügelverschluss. Dieses Bier wird mit Sicherheit noch häufiger den Weg in meinen Einkaufswagen finden.

Das Trierer Petrusbräu ist eine mehr als willkommene Alternative zu den eintönigen Platzhirschen, und man kann den Machern nur wünschen, dass sie einen langen Atem haben und das Bier als feste Größe in der Trierer Bierlandschaft etablieren können.

Und wem der Sinn mehr nach Wein statt Bier steht: Hier gibt es meine Eindrücke zum diesjährigen Weinforum in Trier!

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