Das Musikjahr 2013

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Nachdem ich ja bereits mein Filmjahr habe Revue passieren lassen, hier noch ein Rückblick auf die musikalischen Entdeckungen des Jahres 2013. Insgesamt kam mir das Jahr 2013 auch in musikalischer Hinsicht in der Breite eher durchwachsen vor und überhaupt habe ich trotz Spotify und Co. im Vergleich zu anderen Jahren weniger Musik gehört und auch weniger Konzerte besucht. Dennoch waren sowohl im Bereich Platten als auch auf der Bühne einige Highlights dabei.

Rammstein_zenith 2

Livekonserve des Jahres:
Nightwish – Showtime, Storytime

Ich habe Nightwish nie völlig aus den Augen verloren, auch wenn mich ihr letztes Album Imaginaerum von Ende 2011 trotz einiger starker Songs nicht restlos überzeugt hat. Nach der unschönen Trennung von Sängerin Tarja Turunen versuchte sich Anette Olzon am Mikro der Finnen, ohne jedoch in die riesigen Fußstapfen ihrer Vorgängerin treten zu können. Gesanglich setzte man zum Glück auf einen gänzlichen anderen Typ, doch auch in Sachen Bühnenpräsenz und Ausstrahlung tat sich die Schwedin sehr schwer. Die Band wurde mit der kleinen Sängerin auch nicht glücklich und schließlich kam es mitten auf der Tour erneut zum Eklat und kurzfristig sprang Floor Janssen als Ersatz ein.
Dass Floor aber weit mehr als ein Ersatz ist, zeigte sich schnell und mittlerweile ist sie zur festen Besetzung in einer Band geworden, die förmlich aufzublühen scheint. Das belegt auch die Live-DVD des Auftritts vom diesjährigen Wacken-Festival, die Nightwish in absoluter Bestform zeigt. Musikalisch eh über jeden Zweifel erhaben, interpretiert Floor alte wie neuere Songs auf ihre ganz eigene Weise, wobei ihr eine gründliche Gesangsausbildung vor allem bei den klassisch orientierten alten Songs zugutekommt, an denen Anette fast immer gescheitert war. Die Band habe ich lange nicht mehr so gut gelaunt und spielfreudig gesehen, es scheint irgendwie ein Knoten geplatzt zu sein. Dass Floor auch optisch ein absoluter Hingucker ist, kommt natürlich noch hinzu, ihre Präsenz ist einfach bombastisch.
Über die Liveaufnahme selbst gehen die Meinungen auseinander. Mich stört neben den teilweise extrem hektischen Schnitten vor allem die Tatsache, dass hier ein Festivalauftritt als Grundlage für eine Veröffentlichung gewählt wurde, der im Vergleich zu anderen Konzerten um einiges kürzer ausfällt, allerdings immerhin knapp über 90 Minuten lang ist. Ich war auf alle Fälle schwer begeistert, ein Nightwish-Konzert in dieser Besetzung muss unbedingt noch nachgeholt werden!

Badewannen-Enstpannungsalbum des Jahres
Empyrium – Into the Pantheon

Was gibt es an dunklen Herbst- und Wintertagen schöneres, als ein entspannendes Bad in wohlig warmer Atmosphäre. Ohne Musik ist das natürlich nur halb so schön, und Radio keine Alternative, denn wo bleibt die Entspannung, wenn auf einmal Phil Collins oder der unsägliche Xavier zu hören sind? Dank eines neuen Blauzahn-Lautsprechers wurde diese Gefahr gebannt und besonders bewährt hat sich bei diesen Gelegenheiten das aktuelle Livealbum von Empyrium. Ähh, bitte was? Empyrium live? Manch einer musste sich verwundert die Augen reiben, hat sich die Band doch bislang erfolgreich vor den Bühnen gedrückt. Nach der Wiedervereinigung 2010 ließ man sich schließlich erweichen und Empyrium gab beim WGT 2011 das erste Konzert der mittlerweile zwanzigjährigen Bandgeschichte. Dieser Auftritt wurde nun unter dem Titel ‚Into the Pantheon‘ veröffentlicht und enthält zehn absolute Klassiker. Atmosphärisch dichte Klänge lassen einen nicht nur in der Wanne in nebeldurchflutete Naturwelten entfliehen, der hervorragende Sound lässt keine Wünsche offen. Ich muss mir dringend noch die Blu-Ray des Auftritts besorgen!

Partyabend des Jahres mit
Rummelsnuff – Kraftgewinn

Der Käpt’n polarisiert und man hasst oder liebt die ‚derbe Strommusik‘ des sympathischen Dresdners. Anlässlich der Veröffentlichung des neuen Albums ‚Kraftgewinn‘ haben wir es uns nicht nehmen lassen, eine kleine private Releaseparty zu veranstalten. Eine kleine Plattenkritik ist in diesem Kontext ebenfalls entstanden.

‘Kraftgewinn’ mit Rummelsnuff

Auferstehung des Jahres
Black Sabbath – 13

Ohne Ozzy Osbourne hätte sich meine musikalische Entwicklung womöglich ganz anders vollzogen. Als ich eine Kassette mit The Blizzard of Ozz in die Hände bekam, war klar, dass ich nie wieder etwas anderes hören wollte. Da war ich etwa 13 Jahre alt und Ozzy versuchte in wechselnd guten Zuständen immer wieder, an seine alten Erfolge anzuknüpfen. So war der Weg zu meinen ersten Black Sabbath Platten (natürlich Vinyl) nicht weit und mich beeindruckte der mächtige, düstere Sound, der zu diesem Zeitpunkt auch schon mehr als 20 Jahre auf dem Buckel hatte. So verfolgte ich interessiert die erste Wiedervereinigung der Band Ende der 90er, aus der mit Reunion ein gelungenes Live-Zeugnis entstand. Doch es dauerte bis zum Jahr 2013, bis es endlich neuen Sabbath-Stoff in der Urbesetzung zu hören gab.
Die Spannung war groß und bereits der Vorgeschmack God Is Dead? ließ erahnen, dass die Band trotz des fortgeschrittenen Alters nichts von ihrer Energie eingebüßt hat. Im Juni hatte das Warten ein Ende, und das einfach 13 betitelte Album wurde mit Lobeshymnen überschüttet und war auch kommerziell ein voller Erfolg. Schon der Opener Into the Beginning erinnert an die alte Größe der Band aus Birmingham und schleppt sich bedrohlich voran. Ausfälle sind in der Folge kaum zu verzeichnen. Zeitgeist nimmt etwas das Tempo heraus, der Rest des Albums rockt unbarmherzig voran. Für mich die absolute Überraschung des Musikjahrs 2013, mit diesem Comeback hatte ich so nie und nimmer mehr gerechnet!

Konzertabend des Jahres:
Nick Cave & The Bad Seeds, Rockhal Esch/Belval

Auch wenn ich 2013 vergleichsweise wenig Konzerte besucht habe, so waren doch einige Highlights dabei. Das Tour-Abschlusskonzert der Broilers, Rammstein in Nancy und vor allem Nick Cave & The Bad Seeds in der Rockhal im luxemburgischen Esch/Belval. Schon das aktuelle Album Push The Sky Away hatte mich begeistert, doch das Konzert setzte die ruhigeren Klänge der Platte in perfekten Kontrast zu teilweise infernalischem Lärm. Einen Konzertbericht habe ich natürlich auch verfasst.

Nick Cave & The Bad Seeds bringen die Rockhal zum Beben

Entdeckungen und Hoffnungsträger

So ein richtiges Wow-Erlebnis hatte ich im vergangenen Jahr eigentlich nicht, allerdings habe ich auch gar nicht so arg viel ’neue‘ Musik gehört. Sehr gut gefallen hat mir das aktuelle Album von Beastmilk, die auf Climax einen interessant-frischen Retrosound angeboten haben. Vor allem im Bereich Punkrock habe ich dagegen eine ganze Reihe von Entdeckungen gemacht. Durch das in diesem Jahr erschienene A Way Out habe ich zum ersten Mal von Perkele gehört, und mich gleich einmal in das Gesamtwerk der Schweden vertieft. In meine Playlist hat sich außerdem immer wieder Feine Sahne Fischfilet geschlichen. Die Rostocker muss ich mir unbedingt einmal live ansehen.
Es gab aber auch Enttäuschungen zu verzeichnen. Mit Von den Elben haben Faun ein fürchterliches Album abgeliefert und sich angeschoben von einer neuen Plattenfirma auf den Pfad des Kommerzes begeben. Es ist ja nichts dagegen zu sagen, dass Bands auch Geld verdienen, aber muss man deshalb gleich derartige musikalische Kompromisse eingehen und sich sogar in Volksmusiksendungen der Öffentlich-Rechtlichen prostituieren? Den Auftritt im Sommer in Trier werde ich mir wohl besser schenken, sonst kriege ich wieder Bluthochdruck! Auch Nimmermehr, das aktuelle Album von Mono Inc. hat mich nicht wirklich überzeugt, doch ein fulminantes Konzert in Kaiserslautern hat mich dann doch wieder versöhnt.

Auch an der Konzertfront zeichnen sich 2014 schon einige Highlights ab. Im Februar freue ich mich auf das  Ukulele Orchestra of Great Britain und im April fahren wir nach Dortmund zu den Broilers. Anfang Mai steht außerdem das obligatorische Hexentanz-Festival an. Ebenfalls im Mai geht es zu den Nine Inch Nails in die Rockhal, da bin ich schon sehr gespannt! Und am 1. August spielt mal wieder In Extremo im Trierer Amphitheater, da könnte man ja auch mal wieder hingehen. Die Aussichten sind also rosig!

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