Nimmermehr-Tour, Kammgarn Kaiserslautern, 13. Dezember 2013
Freitag der 13. hat den Zuschauern in der Lauterer Kammgarn in diesem Jahr alles andere als Pech gebracht. Mit Mono Inc., einem Kurzauftritt von Altmeister Joachim Witt und The Beauty of Gemina versammelte sich ein beeindruckendes Lineup in der schönen Halle, die zu einer Art Wohnzimmer für Mono Inc. geworden ist. Im Oktober 2010 sah ich Mono Inc. zum ersten Mal im kleinen Cotton-Club auf dem Kammgarn-Gelände. In der Folge arbeitete sich die Band immer weiter nach oben, zog im Folgejahr bereits ins größere Casino um, und beehrt die Pfalz seitdem jährlich. Viermal hatte ich also seit der Premiere das Vergnügen, zusammen mit zwei Festivalauftritten habe ich die Hamburger also schon sechsmal auf der Bühne sehen dürfen. Und ich wurde nie enttäuscht. Live ist Mono Inc. eine Bank, die Konzerte sind intensive Erlebnisse voller ehrlicher Emotionen, und auch wenn mich die letzten beiden Alben musikalisch nicht vom Hocker gerissen haben, freue ich mich immer sehr auf die Auftritte des Vierers.
Eine Halle mit Geschichte
Das Kulturzentrum Kammgarn befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Kammgarnspinnerei neben dem ehemaligen Landesgartenschaugelände. In unmittelbarer Nähe gibt es mit dem Papasote und der Pizzeria Milano noch zwei Gelegenheiten sich vor dem Konzert zu verköstigen, die Kammgarn selbst macht schon von außen ordentlich Eindruck. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und ist innen richtig gemütlich. Ich fahre trotz der etwas mehr als hundert Kilometer Entfernung immer wieder gerne dorthin, auch wenn Kaiserslautern bekanntermaßen nicht wirklich meine Lieblingsstadt ist. Vor dem Casino befindet sich neben der Garderobe auch der Barbereich mit einer großen Getränkeauswahl. Biertrinker mit Geschmack sollten vielleicht besser zum Weizenbier greifen, denn ansonsten landet Karlsberg im Becher.
The Beauty of Gemina
Vorgruppen sind ja immer so eine Sache und auch bei den vergangenen Mono Inc.-Konzerten gab es Licht und Schatten. Vor zwei Jahren wusste Unzucht durchaus zu überzeugen, im letzten Jahr waren Stahlmann für meinen Geschmack nur schwer erträglich. Doch diesmal gab es ein echtes Highlight zu bestaunen. The Beauty of Gemina aus der Schweiz spielen experimentierfreudigen Dark Wave (sowas soll es geben) und legten einen sehr starken Auftritt hin, der nach und nach große Teile der Besucher in ihren Bann zog. Getragen von der ausdrucksstarken Stimme von Sänger Michael Sele entwickelten die Songs eine intensive Atmosphäre und live kommt The Beauty of Gemina noch einmal deutlich kraftvoller daher als auf den ebenfalls großartigen Alben. Ich freue mich schon darauf, die Band mal bei einem eigenen Konzert sehen zu können und bin schon sehr auf das kommende neue Album gespannt. Als Vorgeschmack gibt es hier schon einmal das aktuelle Video.
Mono Inc. und Gäste
Gut vorbereitet steigerte sich die Vorfreude auf den Headliner, der um Punkt 21 Uhr die Bühne betrat. Und man gab gleich ordentlich Gas. Wie schon beim aktuellen Album Nimmermehr begann man mit Heile, Heile Segen, was mir weder live noch aus der Konserve besonders gut gefällt. Dem Großteil der Anhängerschaft scheint es anders zu gehen, allenthalben wurde fröhlich mitgesungen und der Opener gefeiert. Und es ging nahtlos weiter. Zeigt sich Sänger Martin Engler sonst sehr kommunikationsfreudig, wurden diesmal die ersten sechs Lieder ohne Pause und Ansprache aneinandergereiht, und so gab es kaum eine Chance Luft zu holen. Mono Inc. untermauerten von Beginn an den Ruf einer großartigen Liveband, und man hatte das Publikum von Beginn an voll im Griff.
Mit Joachim Witt betrat dann einer der Wegbereiter des deutschsprachigen Dunkelrocks die Bühne. Seine Bayreuth-Reihe vom Ende des letzen Jahrtausend gilt heute noch als Meilenstein. Der 64-jährige promotet auf den Mono Inc.-Konzerten seine eigene kommende Tour, die ihn im Mai auch in die Kammgarn führen wird. Stimmlich und körperlich präsentierte er sich allerdings nicht in Bestform, da sollte er zuvor doch noch etwas an sich arbeiten. Kein Weg zu weit, seine Kooperation mit Mono Inc. vom Nimmermehr-Album eröffnete den Kurzauftritt, darauf folgten Königreich, Die Flut (mit Engler als Heppner) und zum Abschluss gab er noch den größten Hit seiner NDW-Zeit zum Besten, denn ohne Goldener Reiter lässt man Joachim Witt einfach nicht von der Bühne. Die Halle feierte den mehr als 30 Jahre alten Song, viele der Mono Inc.-Fans dürften da noch nicht geboren gewesen sein. Man merkte vor allem dem Frontmann an, wie sehr er sich über die Zusammenarbeit mit Witt freute, und gerne übernahm er die Rolle als Backgroundsänger am Bühnenrand. Witt selbst schien auch ordentlich Spaß zu haben und er genoss den kraftvollen Sound und die Gitarrenkunst von Carl Fornia.
Als der Altmeister unter großem Applaus von der Bühne geklettert war, galt die Aufmerksamkeit wieder allein dem Headliner, und der Meute wurde ein abwechslungsreiches Best-Of-Programm geboten. Einer der Höhepunkte stellte ein Schlagzeugduell zwischen der wie immer hinreißenden Katha Mia auf der einen Seite und dem Rest der Band auf der anderen Seite dar. Je länger das Konzert dauerte, desto gelöster wurde die Band und es wurde viel gescherzt und vielleicht auch das ein oder andere Mitsing oder Mitklatschspielchen zuviel eingestreut. Doch es geht auch ernster und bislang habe ich bei jedem Konzert Martin Engler als sehr emotionalen Menschen erlebt. Mein erster Konzertbesuch im Cotton Club 2010 stand ganz im Zeichen des Unfalltodes von Miky Mono, dem ersten Sänger der Band, der wenige Tage zuvor bei einem Unfall gestorben war. Die folgenden Jahre zeigten die Band immer wieder voller Demut gegenüber dem bereits an den Zuschauerzahlen abzulesenden Erfolg, und auch diesmal bedankte sich ein sichtlich bewegter Sänger für den Charterflug von Nimmermehr und die anhaltende Unterstützung der Fans. Den „mutigen neuen Weg“, den man mit dem neuen Album eingeschlagen hätte, mag ich zwar nicht so recht erkennen, aber ich halte Mono Inc. für geerdet genug, dass sie dieser Weg, der sie bis auf Rang drei der Charts geführt hat, über kurz oder lang nicht in Unheilige Gefilde verschlägt.
Im Zugabeteil unterstützte dann noch ein Lokalmatador die Band. Bereits auf der Tour-Edition von Nimmermehr war Seligkeit neben der regulären Version auch in Zusammenarbeit mit Saltatio Mortis zu hören, und so lag es auf der Hand, dass Sänger Alea in seiner Heimatstadt zum Mikro griff. Eine gelungene Überraschung und so neigte sich ein überzeugendes Konzert nach ziemlich genau zwei Stunden seinem Ende zu. Der Sound in der kleinen aber feinen Halle war in Ordnung und dezente Lichteffekte und der ein oder andere pyrotechnische Knalleffekt erfreuten auch das Auge. Mono Inc. sind eine mitreißende Liveband, ohne unnötiges Posing oder Rockstarallüren wirken sie authentisch und auch nach dem Konzert nehmen sie sich eigentlich immer noch die Zeit für einen Plausch mit den Anhängern. Auf der Bühne sorgen Bassist Manuel Antoni und Gitarrist Carl Fornia ohne großes Spektakel für ein solides Soundfundament, das von Katja Mia auf ihrem Podest im Zentrum der Bühne mit ordentlich Rums unterlegt wird. Man war dann doch immer froh, dass sie in ihrem Rock/Kleid unfallfrei wieder unten angekommen ist. Für die Bewegung auf der Bühne ist Sänger Martin Engler zuständig, der tänzerisch offenbar einiges von seinem Vorbild Witt gelernt hat und ansonsten ohne Unterlass über die Bühne tobt. Der Sättigungsfaktor will sich bei mir in Sachen Mono Inc. irgendwie nicht einstellen, es ist eine Band, die man sich wirklich immer wieder ansehen kann. Und es ist eine Band, der ich den Erfolg wirklich von ganzem Herzen gönnen denn ich weiß, dass sie sich diesen hart erarbeitet und sich wirklich den Arsch dafür wundgespielt haben. Ich hoffe sehr, dass die Serie nicht reißt und Mono Inc. auch im kommenden Jahr einen Abstecher in die Kammgarn machen. Auch wenn sie sich eine Pause wirklich mal verdient hätten.