Nicht nur Fernsehserien wie ‘Homeland’ oder ‘The Walking Dead’ erzählen über viele Folgen eine fortlaufende Geschichte, auch das Kino übernimmt diese Technik und serviert viele Stoffe mittlerweile als opulente Mehrteiler. ‘Die Tribute von Panem’ ist auf insgesamt vier Teile ausgelegt, mit ‘Catching Fire’ läuft derzeit die Verfilmung des zweiten Buches der Romantrilogie von Suzanne Collins in den Kinos. Geboten wird eine düstere Zukunftsvision mit einer wie immer herausragenden Jennifer Lawrence in der Hauptrolle.
Lange Schlangen bildeten sich vor dem Kino, die großangelegte Marketingschlacht rund um ‘Die Tribute von Panem’ zeigte offensichtlich Wirkung. In der Mehrzahl junge Frauen zwischen 16 und 25 strömten aufgeregt zu ihren Sitzen. Da kam man sich als Ausreißer im Altersschnitt doch recht alt vor. Aber zum Glück waren wir nicht versehentlich in eine Fortsetzung der blutleeren Twilight-Reihe geraten, sondern freuten uns ebenso wie die anwesende Teenie-Klientel auf einen futuristischen Actionkracher mit Tiefgang.
“Catching Fire” schließt logischerweise unmittelbar an den ersten Teil ‘The Hunger Games’ an. Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) und Peeta Mellark (Josh Hutcherson), die beiden Sieger der blutigen Hungerspiele von Teil 1, werden auf eine Tournee durch die Distrikte Panems geschickt, wo sich ihnen die grausame Seite des Regimes von Präsident Snow (Donald Sutherland) offenbart. Das Land wird durch einen brutalen Unterdrückerstaat regiert und an vielen Stätten flammt Widerstand auf. Vor allem Katniss gilt als Ikone der Resistenz, doch das Regime holt zum Gegenschlag aus. Zum 75. Jubiläum der Hungerspiele sollen nun die Sieger der vergangenen Jahre gegeneinander antreten und für ihren Distrikt müssen auch Katniss und Peeta wieder in die Arena. Unter Spielleiter Plutarch Heavensbee (Philip Seymour Hoffman) wurden wieder einige besonders perfide Fallen gestellt, die den Teilnehmern das Überleben so schwer wie möglich machen sollen. Doch die Revolution scheint nicht aufzuhalten zu sein.
Der Film ist düster und alles andere als leichte Kost. In einer Besprechung auf Amy&Pink wurde empfohlen, gleich nach dem Kinobesuch erst einmal die Tagesschau anzusehen, um zu erkennen, dass die düstere Zukunftsvision alles andere als Science Fiction ist. Lückenlose Überwachung durch den Staatsapparat, die Abschottung unserer Wohlstandswelt vor Wirtschaftsflüchtlingen auf der verzweifelten Suche nach einer Zukunft, Polizeigewalt und gravierende Behinderung bei der Ausübung des Demonstrationsrechts sind nur einige Beispiele die belegen, dass unsere Welt auf dem besten Wege ist genauso den Bach herunterzugehen wie das totalitäre Panem. Hoffnungsträger und Freiheitsikonen wie Katniss Everdeen sind heute jedoch rar gesät. Ein Blockbuster mit Tiefgang also. Dass man so etwas noch erleben darf.
Die “Hunger Games” haben mit “Catching Fire” einen würdigen Nachfolger gefunden, der in Sachen Tempo und Dramatik noch einmal eine Schippe drauflegt. Epizentrum der Geschichte ist immer noch Katniss, die von Jennifer Lawrence wie schon im ersten Teil eindrucksvoll verkörpert wird und ihre Stellung als absoluter Topstar unter den weiblichen Darstellerinnen Hollywoods weiter festigt. Zerbrechlichkeit und Stärke nimmt man ihr zu jedem Zeitpunkt des Films ab und egal ob in Kleid oder Kampfmontur, sie bleibt hinreißend und ist allein das Eintrittsgeld wert. Doch der neu dazu gestoßene Regisseur Francis Lawrence hatte auch um sie herum vorzügliche Schauspieler zur Verfügung. Josh Hutcherson und Liam Hemsworth sind zwar eher schmückendes Beiwerk, doch der von Jahr zu Jahr cooler werdende Woody Harrelson, Philip Seymour Hofmann, Donald Sutherland, Lenny Kravitz oder Stanley Tucci als schmieriger Showmaster heben den Film deutlich über den Genredurchschnitt heraus.
Die eigentlichen Spiele haben im zweiten Teil einen geringeren Anteil als im Vorgänger, der Überlebenskampf in der Arena nimmt erst in der zweiten Hälfte an Fahrt auf. Der Fokus liegt im alltäglichen Überlebenskampf der Helden sowie ihrer Familien und der anderen Bewohner der verschiedenen Distrikte. Inszeniert wurde dies hart, kalt und dunkel in krassem Gegensatz zur tropischen Dschungelatmosphäre der neuen High-Tech-Arena. Beide Welten sind spektakulär ausgestaltet, wobei „Catching Fire“ nicht zu einer Materialschlacht verkommt. Schnell wird klar, dass angesichts der komplexen Handlung die Geschichte im zweiten Teil nicht zu einem sinnvollen Ende gebracht werden kann. Konnte man „The Hunger Games“ auch noch als eigenständigen Film betrachten, wirkt „Catching Fire“ eher wie eine überlange Serienfolge, die mit einem gemeinen Cliffhanger die Spannung bis zum dritten Teil aufrechterhalten muss. Der kommt im November 2014 in die Kinos, auf den Abschluss müssen die Fans sich sogar noch bis zum Jahr 2015 gedulden. Man hat durchaus das Gefühl, dass hier etwas Großes entsteht!
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