Am letzten Tag der Reise hatten sich die Gewitterwolken verzogen und so stand einer erneuten ausgedehnten Exkursion nichts im Wege. Unser Ziel war die Nuraghe Santu Antine, einer der schönsten der inseltypischen Festungstürme der Nuraghenkultur. Eine steinerne Festung aus dem 16. Jahrhundert vor Christus, die aus einem gut erhaltenen Hauptturm im Zentrum und einer noch zu erahnenden Befestigungsanlage im Umfeld besteht. Doch die Umgebung hat noch viel mehr Zeugnisse der Vergangenheit zu bieten und so machten wir uns auf, eine kleine Zeitreise zu unternehmen.
Die Nurgahe Santu Antine
Wie so oft war der Weg eines der Ziele und die Straße in Richtung Nordosten führte uns durch ganz andere Landschaften, als wir sie zuvor gesehen hatten. Die Nuraghe Santu Antine liegt etwa 3 Kilometer von Torralba entfernt inmitten eines weiten Tals, das den einstigen Verteidigern sowie den heutigen Touristen einen weiten Blick in die umliegende Landschaft ermöglicht. Auf Sardisch wird die Festung Sa Dòmu de su Rèi, also ‚Das Haus des Königs‘ genannt, was den Stellenwert der Anlage unterstreicht.
Im Hauptturm kann man sich frei bewegen und es ist erstaunlich, wie groß die Anlage über mehrere Stockwerke von innen wirkt. Man klettert durch enge Gänge und kann die Spitze des Turms besteigen, von wo aus sich ein atemberaubender Ausblick bietet. Nicht weit entfernt liegt ein weiterer Turm, die Nuraghe Oes. Direkt an der Hauptstraße kann man in einem kleinen Häuschen rasten und Eintrittskarten nicht nur für diese Attraktion erwerben. Ein Dreierticket für Santu Antine zusammen mit den Höhlengräbern von Sant‘ Andrea Priu und der Basilika San Pietro di Sorres inkl. Museum ist für günstige neun Euro zu haben und für uns stand die weitere Reiseroute so natürlich fest.
Die Höhlengräber von Sant‘ Andrea Priu
Die Nekropole Sant‘ Andrea Priu ist über etwas verschlungene Wege in einer knappen Viertelstunde zu erreichen und macht von außen keinen sehr aufregenden Eindruck. Doch der Weg hatte sich letztendlich voll und ganz gelohnt. Im Felsen befinden sich etwa 20 Felskammern, die bereits zwischen 3500 und 2700 vor Christus als Grablegen benutzt wurden. In spätrömischer und byzantinischer Zeit wurde das Gelände als Kultstätte wiederbelebt. Zwei Kammern können frei besucht werden, doch der größte Komplex ist nur mit einem Führer zugänglich. Wir hatten Glück und schnell stand eine kompetente Dame bereit, die allerdings leider nur italienisch sprach. Aber es ist immer wieder erstaunlich, was man alles versteht, wenn man die beschriebenen Dinge direkt vor Auge hat. Die tomba di capo, also das Grab des Häuptlings, besteht aus insgesamt 18 Räumen, von denen die großen Eingangsräume in römischer Zeit vollständig koloriert wurden, wobei allerdings nur noch Bruchstücke vorhanden sind. Diese Räume dienten in dieser Zeit als Kirchenraum. Auf dem Gelände der Nekropole bewegen sich neben den Touristen auch einige Kühe frei herum, die auf den engen und teils steilen Wegen jederzeit Vorfahrt haben.
San Pietro di Sorres
Der letzte kulturelle Tagesordnungspunkt des Tages führte uns in die Nähe von Thiesi zur Kirche San Pietro di Sorres. Im 12. und 13. Jahrhundert erbaut zählt die Kirche zu den schönsten Bauwerken im romanischen Stil der Insel. Erhaben thront das schöne Gotteshaus auf einem Hügel, das Innere wirkt etwas düster und angenehm schlicht. Die Kirche verfiel im 16. Jahrhundert und wurde erst im 20. Jahrhundert von Benediktinermönchen restauriert, die dort ein Kloster errichteten. Im Eintrittspreis inbegriffen ist auch ein Besuch im kleinen, aber liebevoll zusammengestellten Museum, in dem man sich auf zweisprachigen Infotafeln über die Geschichte des Komplexes informieren kann.
Porto Alabes Traumstrand
Die Strände am nördlichen Ende Porto Alabes direkt vor unserer Haustür sind wie erwähnt von wilder Schroffheit geprägt. Doch das kleine Örtchen hat am anderen Ende noch einen wahren Traumstrand zu bieten. Sonnenanbeter finden ausreichend Platz auf dem feinsandigen Areal und sanft absteigend fällt der Strand ins Wasser hinab. Somit ist er auch für Kinder besser geeignet als die anderen Abschnitte. Nach den Gewittern des Vortages war das Wasser allerdings immer noch aufgewühlt und die Wellen türmten sich ordentlich auf. Die Wasserratten hatten ordentlich Spaß!
- Zu Tag 1 und 2: Ankunft und Eingewöhnung
- Zu Tag 3: Bosa
- Zu Tag 4: Stintino, die Traumstrände des Nordens und über viele Serpentinen zurück nach Bosa
- Zu Tag 5: Porto Alabe und Sonnenuntergang in Bosa Marina
- Zu Tag 6: Alghero
- Zu Tag 7: Tharros
- Zu Tag 8: Es regnet
- Zu Tag 9: Nuraghe Santu Antine, Höhlengräber von Sant’ Andrea Priu und San Pietro di Sorres
- Zu Tag 10: Der Abschied