Früh aufstehen war am Mittwoch angesagt, denn für den Weg nach Stintino im äußersten Nordwesten der Insel mussten locker zweieinhalb Stunden eingeplant werden. Und einmal mehr bewahrheitete sich die Weisheit, dass die Abkehr von geplanten Routen manchmal die erstaunlichsten Entdeckungen mit sich bringt!
An der Küste entlang nach Stintino
Die beeindruckende Küstenstraße zwischen Bosa und Alghero kannten wir ja bereits vom ersten Tag, doch diesmal hatten wir die nötige Ruhe, auch einmal an reizvollen Stellen anzuhalten und die grandiosen Ausblicke auf uns wirken zu lassen.
Immer wieder gab die Steilküste den Blick auf malerische Buchten mit kristallklarem Wasser frei und es stellt sich nur eine Frage: Wie zum Teufel kommt man da hin? Eine Möglichkeit scheint das Motorboot zu sein, für den Fußweg sollte man einige bergsteigerische Erfahrung mitbringen. Wir haben weder Boot noch Trekkingschuhe, also musste der Blick genügen und weiter ging die Fahrt in den Norden, wo dem Reiseführer zufolge Strände mit karibischem Flair auf uns warten sollten.
Der Weg von Alghero nach Stintino führte erst einmal weg von der Küste durch eine ganz andere Landschaft. Karg und hügelig lag das Land vor uns und man fragt sich, welchen Beschäftigungen die Menschen in dieser Region denn nachgehen. Einige haben sich einer sehr modernen, wenn auch traditionellen Form des Tourismus verschrieben, nämlich dem Agriturismo. Hier können Stadtbewohner einmal so richtig Landluft schnuppern, fern ab der Hektik in der Natur leben und, wenn sie wollen, den Bauern auch noch bei der Ernte oder sonstigen Tätigkeiten zur Hand gehen.
Stintino hat sich seinen eigenen Charme bewahrt, auch wenn gerade rund um die umliegenden Strände ein lebhafter Tourismus zu finden ist. Nach einem kurzen Blick auf das hübsche Hafenpanorama haben wir uns dann gleich zu einem der vielgerühmten Strände aufgemacht und waren ziemlich geplättet. Die Spiaggia della Pelosa nur wenige Minuten nördlich der Stadt hat wirklich fast alles, was den verwöhnten Strandurlauber begeistert, vor allem azurblaues Wasser, wie ich es wirklich noch nie live und in Farbe gesehen habe. Lediglich gemütliche Strandbars waren irgendwie nicht in Sichtweite. Mir persönlich gefällt ja der etwas rauere Charme der Strände rund um Bosa besser, aber das Wasser hier ist wirklich ein Traum.
Nach dem Promenadenspaziergang wollten wir noch eine weitere Sehenswürdigkeit abhaken, nämlich den Aussichtspunkt Capo del Falcone. Aber außer einer gleichnamigen Pizzeria war weit und breit nichts von dieser Sehenswürdigkeit zu sehen, ein großes Manko des Tourismus in Sardinien ist eine wahrlich unzureichende Beschilderung. Also ging es wieder zurück nach Stintino, wo wir in einem kleinen Restaurant direkt am Wasser ein leckeres Stück Lasagne verputzten.
Der Weg ist das Ziel
Am frühen Nachmittag lag nun noch der Heimweg vor uns, der dann doch etwas länger dauerte als gedacht. Zum Glück, wie sich erweisen sollte. Bis Alghero lief alles wie geplant, doch im engen Straßengewirr des lebhaften Städtchen habe ich dann doch einmal das Navi zu Rate gezogen. Das funktionierte auch ganz hervorragend, lediglich die Entfernungsangabe ’70km bis Bosa‘ sorgte für leichte Irritationen, denn beim Hinweg waren es nur 40 gewesen. Fast hätten wir im wahrsten Sinne des Wortes die Kurve zur Küstenstraße noch bekommen, aber die sympathische Frauenstimme beharrte auf den Weg geradeaus und führte uns so zu einer wunderschönen Straße mit fantastischen Ausblicken auf die weite Landschaft Sardiniens. Über enge Serpentinen ging es immer weiter nach oben und je weiter wir vorankamen, desto spektakulärer wurde die Aussicht. Zum Glück war ich nur Beifahrer und konnte alle voll und ganz in mich aufsaugen, im Gegensatz zu ähnlichen Straßen auf Teneriffa fehlten hier leider die auf den Kanaren allgegenwärtigen Aussichtspunkte. Der Umweg war tatsächlich beträchtlich, aber jeder einzelne Kilometer hat sich gelohnt. Im malerischen Bergdorf Montresta galoppierte uns erst einmal eine Schafherde entgegen und die Bewohner schauten etwas skeptisch, denn allzu oft verirren sich wohl keine Touristen in diesen entlegenen Winkel der Insel. Am Ende bekamen wir auf der Abfahrt noch einen ganz anderen Blick auf Bosa geboten und nach einem kurzen Abstecher in unseren bestens ausgestatteten Stammsupermarkt kamen wir nach acht Stunden wieder erschöpft in Porto Alabe an. Ein wirklich sehr schöner Tag ging mit dem obligatorischen Sonnenuntergang am Strand zu Ende, gegessen wurde diesmal auch Zuhause.
- Zu Tag 1 und 2: Ankunft und Eingewöhnung
- Zu Tag 3: Bosa
- Zu Tag 4: Stintino, die Traumstrände des Nordens und über viele Serpentinen zurück nach Bosa
- Zu Tag 5: Porto Alabe und Sonnenuntergang in Bosa Marina
- Zu Tag 6: Alghero
- Zu Tag 7: Tharros
- Zu Tag 8: Es regnet
- Zu Tag 9: Nuraghe Santu Antine, Höhlengräber von Sant’ Andrea Priu und San Pietro di Sorres
- Zu Tag 10: Der Abschied