Am dritten Tag unserer Sardinienreise sind wir nach Bosa gefahren, einem heimeligen Dorf am Fuße einer eindrucksvollen Burg. So ganz haben wir uns noch nicht an das mediterrane Zeitgefühl gewöhnt. Es wurde erst einmal ausgeschlafen (oder im Schaukelstuhl gelesen), ordentlich gefrühstückt und dann in der Mittagshitze auf Besichtigungstour gegangen. Nachteil: Alle Läden haben zu und es verlieren sich nur noch vereinzelte Touristen in den Gassen. Vorteil: Man hat das Dorf fast allein für sich und kann interessante Motive entdecken.
Bosa: Ein Hauch von Mittelalter
Auf dem kurzen Weg nach Bosa wurden wir erst einmal von den Carabinieri angehalten, doch nach einem kurzen Schreck und einem strengen Blick des Wachtmeisters ins Auto durften wir gleich weiterfahren. Keine Ahnung, was die gesucht haben, ich hatte dann doch etwas Angst, dass sich meine ganzen polizeikritischen Facebookposts bis nach Sardinien herumgesprochen haben…
Das kleine, charmante Städtchen hat viel von seinem mittelalterlich anmutenden Charme bewahrt. Am Fuße einer Burg bilden farbenfrohe Häuser in Hanglage einen bunten Kontrast zur schroffen Natur des Umlandes. Streift man durch die schmalen Gassen, kann man recht schnell die Orientierung verlieren. Nachts würde ich mich vielleicht doch etwas unbehaglich fühlen. Rund um die Mittagsstunde war kaum eine Menschenseele zu sehen, doch hinter den geschlossenen Fensterläden konnte man lebhaftes Familienleben vernehmen. Den Aufstieg zur Burg haben wir dann doch auf einen anderen Tag und eine frühere Tageszeit verschoben, die steilen Treppen in sengender Sonne schienen eine etwas zu große Herausforderung zu sein, vor allem angesichts der Tatsache, womöglich vor verschlossenen Burgtoren zu stehen.
Bosa liegt im Gegensatz zum Hafen Bosa Marina nicht direkt am Meer, sondern am Temo, dem einzigen schiffbaren Fluss Sardiniens. Zu sehen gab es eine schöne, palmenumsäumte Flusspromenade mit vielen Fischerbooten, wobei alles im beruhigenden Mittagsschlaf lag. Hier nahmen wir auch gleich eine im Vorfeld im Internet ausgeguckte Lokalität für den Abend in Augenschein, nämlich das Ristorante Ponte Vecchio (zur Facebookseite). Gelegen ist es am der Stadt gegenüberliegenden Temoufer in einem mittlerweile komplett verfallenen alten Gerberviertel. Dem Geruch dürfte das Ende der Industrie, die maßgeblich zum Wohlstand der Stadt beigetragen hat, durchaus zuträglich gewesen sein und das Restaurant erhielt im Internet beste Kritiken, vor allem für die hausgemachte Pasta.
Und die Lobeshymnen sind durchaus berechtigt. Nach einem kurzen Besuch am Strand und einem kleinen Nickerchen in unserer Wohnung saßen wir später direkt am Fluss in Sichtweite der namengebenden, schön beleuchteten Brücke. Das Essen war hervorragend. Als Primo gab es Pasta (Gemüsetagliatelle für mich (!!!) und Ricottaravioli mit Nüssen für Alex) und als Secondo Lamm sardinischer Art mit vielen Oliven für den Herrn und Rindfleischstreifen mit Rucola und Käse für die Dame, dazu Vino della Casa und zum Abschluss noch ein Grappa. Alles perfetto!!! Zur Abrundung gab es dann auf der heimischen Couch ein Ichnusa, der sardischen Bierspezialität. Prost!!
- Zu Tag 1 und 2: Ankunft und Eingewöhnung
- Zu Tag 3: Bosa
- Zu Tag 4: Stintino, die Traumstrände des Nordens und über viele Serpentinen zurück nach Bosa
- Zu Tag 5: Porto Alabe und Sonnenuntergang in Bosa Marina
- Zu Tag 6: Alghero
- Zu Tag 7: Tharros
- Zu Tag 8: Es regnet
- Zu Tag 9: Nuraghe Santu Antine, Höhlengräber von Sant’ Andrea Priu und San Pietro di Sorres
- Zu Tag 10: Der Abschied