Roncalli: Eine Reise in die Vergangenheit

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Es wurden viele Kindheitserinnerungen geweckt: Nach vielen vielen Jahren war ich nun mal wieder in einem klassischen Zirkus, denn Roncalli gastierte im Trierer Messepark. Auf eine liebenswerte Art altmodisch präsentierte man das Programm „Time is Honey“ und verzichtete dabei zum Glück fast vollständig auf Tierdressur.

Roncalli ftd

Mein Vater war ein absoluter Zirkusnarr. Kaum waren die großen Namen wie Siemoneit-Barum oder Krone in der Stadt, wurde die Familie gleich auf die große Wiese geschleppt, um Zirkusluft zu schnuppern. In der Tierschau wurden zum Schrecken der Angestellten die Löwen gestreichelt und in der Manege die Messerwerfer kritisch unter die Lupe genommen. Schöne Erinnerungen.

Nun sollte es also der berühmte Zirkus Roncalli sein. Schon von außen bemerkt man die Detailversessenheit, mit der Bernhard Paul seine Vision vom Zirkus auslebt. Alte Zirkuswagen, viele Lichter, alles blitzt und blinkt. Das Zelt wirkt dabei kleiner als erwartet und hat seine besten Zeiten vielleicht auch schon hinter sich. Doch mit dem Betreten des Raums hinter dem Vorhang fühlt man sich auf sehr angenehme Weise in der Zeit zurückversetzt. Konkurrieren muss Roncalli als klassischer Wanderzirkus mit den großen, „modernen“ Zirkusshows. Flic Flac, der Cirque du Soleil oder der kürzlich in Trier gastierende Horror Circus verkörpern einen neuen, eventorientierten Stil und das macht jeder auf seine Art auch sehr gut. Roncalli ist anders und es schwingt eine große Portion Nostalgie und manchmal auch Wehmut mit. Es ist der letzte der großen Wanderzirkusse, der mit einer klassischen Mischung aus Artistik, Clownerie und Pferdedressur durch die Lande reist.

Die Show beginnt mit einem „Star“ der Moderne. Der Flaschenläufer Michael Ortmeier trat bei Wetten Dass…? auf und wurde noch in der Show von Bernhard Paul engagiert. Danach gab es teils atemberaubende Artistik zu bestaunen, unterbrochen während der Umbaupausen von manchmal etwas zu langen Auftritten der Clowns. Aber Clowns konnte ich ehrlich gesagt noch nie leiden! Man kann kaum einzelne Künstler herausheben, das Niveau der artistischen Darbietungen war sehr hoch. Auffällig war dabei, wieviel Mühe man sich bei der ästhetischen Umsetzung der einzelnen Auftritte gemacht hat. Alles war liebevoll choreografiert und die Livemusik passte hervorragend zu den gezeigten Kunststücken. Les Paul (der Nachwuchs von Bernhard Paul) mit einer spektakulären Rollschuhnummer oder die kraftvolle Akrobatik vom Trio Laruss stellten erste Höhepunkte dar. Der Abschluss durch den bulgarischen Modellathleten Encho Keryazov sorgte für ungläubiges Staunen bei den Zuschauern und minutenlangen Ovationen.

Über zweieinhalb Stunden schaffte es das Roncalli-Ensemble, den Zuschauer in eine zeitlose Welt der Nostalgie zu entführen. Man kann es Bernhard Paul gar nicht hoch genug anrechnen, dass er diese Form der Unterhaltung am Leben erhält. Zirkus ist ein Kulturgut, das die Zeiten überdauert hat und die leuchtenden Kinderaugen am Rand der Manege machen deutlich, dass diese Kunstform auch in Zeiten der Reizüberflutung nichts von ihrer Magie verloren hat.

Roncalli gastiert in diesem Jahr noch an folgenden Orten:

  • Würzburg (30. August 2013 bis 22. September 2013)
  • Nürnberg (27. September 2013 bis 20. Oktober 2013)
  • Höhner Rockin‘ Roncalli Show – Köln (11. September bis 29. September)
  • Circus meets Classic – Feuer & Eis Bremen (20. Dezember bis 01. Januar)

www.roncalli.de

Einige Bilder:
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2 Comments

  1. bearnerdette / August 6, 2013 at 10:37 /Antworten

    Sehr schöne Bilder!

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