Ich konnte es mir bei meinem Besuch in Augsburg natürlich nicht entgehen lassen, auch dem Rosenaustadion einen Besuch abzustatten. Die Tore waren zum Glück geöffnet und ich konnte einen wehmütigen Blick in ein wundervolles Stadion voller Geschichte werfen.
TuS Koblenz und der FCA
Etwas außerhalb von Augsburg ragt nun auf freiem Feld die 2009 eröffnete SGL-Arena in den Himmel. Sicher kein Hingucker, aber innen mit allem ausgestattet, was der moderne Fußball halt so verlangt. Am 12. Februar 2012 habe ich dort bei -15° ein eher tristes 0:0 zwischen dem FCA und dem 1. FC Nürnberg besucht und kann seitdem durchaus nachvollziehen, dass viele Fans der Augsburger ihrem alten Stadion nachtrauern. Eine fast endlose Anreise mit der Straßenbahn, entsprechend lange Wartezeiten nach dem Spiel, um wieder zurück in die Stadt zu kommen. Keinerlei Gastronomie außerhalb des Stadions, das Bierchen vor dem Spiel kann man also entweder im Stadion „genießen“ oder in der Stadt. Ich finde so etwas persönlich ja sehr schade.
Die Koblenzer verbindet mit dem FC Augsburg der gemeinsame Aufstieg in die 2. Bundesliga im Jahr 2006. Seitdem haben sich beide Mannschaften sehr unterschiedlich entwickelt. Augsburg spielt nun im dritten Jahr in der 1. Bundesliga, während es die TuS nach dem Abstieg aus der 2. Liga 2010 und finanziellen Schwierigkeiten nun in die Regionalliga verschlagen hat. Aber immerhin blieb uns ein neues Stadion erspart und so kickt TuS Koblenz immer noch im maroden, aber charmanten Stadion Oberwerth, während in Augsburg nur noch die zweite Mannschaft des FCA und die Frauen in der Rosenau kicken.
Die Rosenau liegt brach
Es ist eine herrlich idyllische Stimmung, als ich das Rosenaustadion an einem sommerlichen Montagmorgen betrete. Die imposanten Ränge liegen in der Sonne, ein Arbeiter harkt gewissenhaft die Weitsprunggrube. Dass hier vor noch gar nicht langer Zeit Fußballfeste stattgefunden haben, kann man angesichts der zugewachsenen Tribünen kaum glauben. Bei den Spielen der Reserve oder der Damenmannschaft des FCA bleiben große Teile des Stadions geschlossen, lediglich Haupttribüne und Gästebereich werden genutzt. Der Rest wird angesichts klammer Stadtkassen offenbar dem Verfall preisgegeben. Selbst für andere Sportarten oder Schulsport ist das Stadion kaum geeignet. Die Laufbahn präsentiert sich in katastrophalem Zustand, auch hier fehlt das Geld für eine dringend nötige Sanierung.
Ich hätte die riesigen Tribünen am liebsten direkt in meinen Trolley gepackt und in Koblenz wieder aufgebaut. Inoffiziell 31.300 Zuschauer passen in die Rosenau, offiziell liegt die Kapazität bei 28.000. Viel mehr passen in den modernen Schuhkarton vor den Toren Augsburgs auch nicht. Verkehrsanbindung, Parkplätze und die hohen Anforderungen an Fantrennung und Sicherheit machten einen Umzug aber wohl unausweichlich. Dafür fehlen nun die gemütlichen Biergärten vor dem Stadion und der Atem der Geschichte, den die Rosenau aus jeder morschen Sitzbank ausstrahlt. Ja, ich bin Nostalgiker und es tut mir auch ohne eine große emotionale Bindung an dieses Stadion weh, wenn so etwas einfach sich selbst überlassen wird und offensichtlich verfällt.
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